Lütte Sail, lütter Etat

Der kleinen Ausgaben des Windjammer-Festivals in Bremerhaven fehlen womöglich knapp 200.000 Euro

Henning Goes – Bremerhavens oberster Tourismusförderer – hat sie nie gewollt, diese „Lütte Sail“. Er habe davon „abgeraten“, jetzt ein kleineres Windjammer-Festival einzuschieben, sagt er, und dass er das Angebot an derlei Veranstaltungen im Norden eigentlich habe „verknappen“ wollen. Daraus wurde nichts. Jetzt findet die „Lütte Sail“ doch statt, und zwar vom 27. bis 31. August – erstmals in dieser kleineren Variante. Doch weil sie so lütt dann doch gar nicht ausfällt, fehlt es voraussichtlich an 195.000 Euro im Etat. Und die rufen jetzt die Kritik der große Koalition in Bremerhaven auf den Plan.

Er habe von der Finanzierungslücke „erst aus der Zeitung erfahren“, sagte jetzt SPD-Stadtverordneter Uwe Parpart. Umgehend forderte er „mehr Transparenz“ bei der Bremerhavener Gesellschaft für Investitionsförderung und Stadtentwicklung (BIS), deren Geschäftsführer Henning Goes ist, ein. Parparts Kritik verwundert – sitzt er doch im viermal jährlich tagenden Aufsichtsrat der BIS. Auch vom Bremerhavener CDU-Fraktionschef Paul Bödeker kam Kritik an der BIS. Die habe „einfach zu viele Schiffe“ eingeladen. Angesagt sind nach aktuellem Stand rund 200 Segelschiffe aus 20 Nationen – zur letzten großen Sail im Jahre 2005 kamen insgesamt 360 Schiffe. „Wir können jetzt die Schiffe nicht einfach wieder ausladen“, sagt Goes.

Die BIS verbucht derzeit Einnahmen von 1,125 Millionen Euro für die „Lütte Sail“, hat aber Ausgaben von 1,32 Millionen Euro. Im daraus resultierenden Fehlbetrag von knapp 200.000 Euro sieht der BIS-Mann indes „kein Problem“. Schließlich hätten alle Festivals dieser Art am Ende eine Minusbilanz aufzuweisen – bei der Sail waren es 2005 rund 895.000 Euro. Die wurden fast vollständig vom Bremer Landeshaushalt ausgeglichen. Der aber steht in diesem Jahr nicht bereit, Bremerhaven muss für den Fehlbetrag also selbst aufkommen. „Es geht nicht an, erst das Geld auszugeben und dann im Nachhinein zu erwarten, dass die Stadt da mal eben eintritt“, sagt dazu Paul Bödeker. Doch auch er sitzt im Aufsichtsrat der BIS. Und als solcher sei er über alles informiert gewesen, so Goes.

Wenn sie Glück haben in Bremerhaven – vor allem mit dem Wetter – dann brauche man sich ohnehin „keine Sorgen“ um die „Lütte Sail“ zu machen. Dann kommen mehr als die jetzt geschätzte gute Million an BesucherInnen. Die letzte große Sail besuchten 2005 an fünf Tagen 1,7 Millionen Menschen, bei durchwachsenem Wetter. Vielleicht, so hofft zumindest Goes, bleibt es ohnedies bei dieser einzigen „Lütte Sail“ in diesem Jahr. Für ihn auf alle Fälle: Er geht in vier Monaten in den Ruhestand. mnz