Überschaubares Chaos bei der Lufthansa

Am zweiten Streiktag fallen die ersten Flüge auf den Flughäfen Hamburg, Hannover und Bremen aus. Die größte Wirkung werde sich bei Technik und Wartung entfalten, droht die Gewerkschaft Ver.di

Der Streik bei der Lufthansa hat am Dienstag erstmals auch in Hamburg zu Flugausfällen geführt und die Passagiere direkt getroffen. Sieben Flüge nach München und Frankfurt am Main wurden zwischen 7 und 21 Uhr abgesagt. Die Reisenden seien auf andere Flüge umgebucht worden, sagte Lufthansa-Sprecher Wolfgang Weber. „An den Flughäfen gibt es keine Spur von Chaos.“

In Hannover und Bremen sind am Dienstag acht Verbindungen ausgefallen. Sechs Flüge von Hannover nach München und Frankfurt am Main starteten nicht, in Bremen wurden zwei Flüge streikbedingt gestrichen. Eine Sprecherin des Flughafens Bremen sprach von „überschaubaren Auswirkungen“.

Der Hamburger Chef der Gewerkschaft Ver.di, Wolfgang Rose, betonte dagegen am Morgen bei einer Kundgebung vor der Lufthansa Technik am Hamburger Flughafen, dass der Streik seine Wirkung entfalte. In der Hansestadt beteiligten sich etwa 1.500 der etwa 8.000 Mitarbeiter der Lufthansa Technik Werft an dem Ausstand. Weil die Techniker mehrere Maschinen nicht warteten, mussten diese stillgelegt werden. „Wir sind noch steigerungsfähig“, sagte Rose. In den nächsten Tagen würden die Folgen deutlich sichtbar werden. Deshalb wäre der Vorstand von Lufthansa „gut beraten, schnell ein verhandlungsfähiges Angebot vorzulegen“.

Die Lufthansa-Werft am Hamburger Flughafen Fuhlsbüttel ist Weltmarktführer bei Flugzeugwartung und -umbau. Hier werden Maschinen bis in alle Einzelteile regelmäßig gewartet, zudem liefert sie weltweit Ersatzteile für nahezu alle Typen und Airlines aus. Viele Fluggesellschaften verzichten inzwischen auf eigene teure Lager samt Personal und bedienen sich lieber bei der Lufthansa in Hamburg.

Ausgedehnte Streiks hier würden zu massiven Konsequenzen für alle rund 540 Kunden weltweit führen. Die 100-prozentige Tochter der Lufthansa steigerte 2007 ihren Umsatz um 4,6 Prozent auf 3,6 Milliarden Euro und ist nach Airbus das zweitgrößte Industrieunternehmen in der Hansestadt.

Ver.di-Chef Rose gab auf der Kundgebung bekannt, die Gewerkschaft habe in den vergangenen Tagen mehrere hundert neue Mitglieder gewonnen. Die unorganisierten Beschäftigten bei der Lufthansa Technik rief er auf, diesem Beispiel zu folgen: „Kommt aufs Spielfeld und kämpft mit, wir brauchen euch, um den Druck auf den Vorstand zu erhöhen.“ SVEN-MICHAEL VEIT

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