WAS MACHT EIGENTLICH ... Sylvia Thimm?
: Sich eine anstecken

Das Erste, was Sylvia Thimm heute nach der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zum Nichtraucherschutz in Karlsruhe vermutlich macht, ist leicht zu erraten: Sie wird sich eine anstecken.

Sylvia Thimm ist eine von drei Gastronomen, deren Klagen gegen das Nichtraucherschutzgesetz verhandelt wurden. Es geht um ihre Kneipe „Doors“ in Prenzlauer Berg: Das 36 Quadratmeter große Etablissement kann die 45-jährige Wirtin beim besten Willen nicht teilen und deshalb keinen Raucherraum einrichten. So müsste Sylvia Thimm ein striktes Rauchverbot verhängen. Da aber 70 Prozent ihrer Gäste Raucher sind, fürchtet die Gastronomin den Verlust ihrer Stammkunden – und den finanziellen Ruin. „Meine Gäste wollen keine Cocktails oder linksdrehende, aufgeschäumte Yogi-Tees. Die wollen Bier, Wodka oder Whisky. Und eine Zigarette dazu.“

Überhaupt sieht Sylvia Thimm – die seit ihrem 20. Lebensjahr raucht – das Rauchverbot gegenüber erwachsenen Menschen als eine Frechheit an und als tiefen Eingriff in das Persönlichkeitsrecht. „Jeder, der in eine Kneipe geht, weiß doch, dass das keine Wellnessfarm ist“, argumentiert Thimm. Außerdem nervt die überzeugte Raucherin, dass sie mit den Gästen nur noch über das eine Thema spricht und nicht über die wirklich interessanten Dinge.

Jetzt ist sie erst mal in Karlsruhe und wartet auf das Urteil. „Entweder ich bekomme danach überall Freigetränke, oder ich muss in Zukunft um einige Bundesländer ’nen Bogen machen.“ AE      FOTO: AP