Weltbank: Biosprit schuld an teuren Lebensmitteln

Drei Viertel des Anstiegs von Nahrungsmittelpreisen geht auf Biosprit zurück. Studie wurde im Vorfeld heftig debattiert

WASHINGTON taz/rtr/dpa ■ Nun ist es offiziell: Die Weltbank macht den Anstieg der Produktion von Biokraftstoffen in den USA und Europa für die weltweit gestiegenen Lebensmittelpreise verantwortlich. Der Anteil des Anbaus der Biospritpflanzen an den hohen Nahrungsmittelpreisen betrage 70 bis 75 Prozent, teilte Weltbank-Ökonom Don Mitchell mit. Seine Studie dazu hat er am Montag veröffentlicht.

Das restliche Viertel ginge auf das Konto des schwächeren Dollars, höherer Energiekosten und gestiegener Dünger- und Transportkosten. Mitchell forderte die Regierungen auf, ihre Biokraftstoffsubventionen zu überdenken. In der Studie wurde der Anstieg der Lebensmittelpreise seit 2002 untersucht.

Es heißt, dass die im April erstellte Analyse aus Rücksicht auf US-Präsident George W. Bush bislang nicht veröffentlicht worden ist. Bush hatte die rasant gestiegenen Lebensmittel auf die wachsende Nachfrage in Indien und China zurückgeführt.

Bereits Anfang dieses Monats hatten vorab durchgesickerte Informationen aus der Weltbank-Studie zu heftigen Diskussionen geführt. So hatte der UN-Sondergesandte Jean Ziegler die Europäische Union, Japan und die Vereinigten Staaten der „totalen Heuchelei“ bezichtigt. Diese wollten nur ihre Abhängigkeit vom Öl vermindern.

Die EU-Minister reagierten vor gut zwei Wochen auf die umstrittene Förderung von Biotreibstoffen: Der im Dezember 2007 vereinbarte 10-prozentige Anteil erneuerbarer Energien im Verkehrssektor solle demnach nicht mehr nur durch Biosprit, sondern auch durch Elektroautos erreicht werden. BRZ