Lufthansa streicht die ersten Flüge

Tag 2 des Streiks: Rund 4000 Lufthansa-Mitarbeiter sind im Ausstand. 70 Flüge fallen aus. Größtes Problem für die Airline: Ihre Maschinen können nicht mehr zügig gewartet werden. Gewerkschafter beklagen Einschüchterungsversuche des Arbeitgebers

„Die Technik ist die Achillesferse“

AUS FRANKFURT KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT

Zweiter Streiktag bei der Lufthansa – und auf den Autobahnzubringern zum Frankfurter Rhein-Main-Flughafen stauen sich auch an diesem Dienstag wieder – wie immer in der Ferien- und Reisezeit – die Fahrzeuge. In Minutenabständen starten oder landen die Maschinen, auch die „Kraniche“.

Der Streik bei der Lufthansa – immer noch ein Flop? Immerhin soll es am Dienstag auch nach Angaben der Lufthansa zu rund 70 Flugausfällen gekommen sein; hauptsächlich im innerdeutschen Luftverkehr. Viel sei das zwar wieder nicht, räumt man bei der Gewerkschaft Ver.di ein. Die Lufthansa spricht von etwa 3 Prozent der Tagesleistung der Airline. Doch das sei erst der Anfang, heißt es bei Ver.di.

„Die Technik ist die Achillesferse“, sagte am Morgen eine für den Bereich Flugsicherheit zuständige Gewerkschaftsfunktionärin. Werden für den Flugbetrieb dringend benötigte Ersatzteile nicht mehr in die Passagier- und Frachtflugzeuge eingebaut oder vorgeschriebene Wartungsarbeiten an den Maschinen nicht ausgeführt, ist Schluss. Dann bleiben diese Flugzeuge am Boden.

Die Maschinen können auch nicht von anderen Airlines mit gewartet oder repariert werden. Die Technik ist speziell. Zudem ist die Lufthansa selbst der größte Anbieter von Serviceleistungen für andere Airlines, die in Deutschland über keine eigenen Wartungsstützpunkte verfügen.

„Der Streik zeigt jetzt die Erfolge, die wir gestern schon prognostiziert haben“, freute sich Ver.di-Sprecherin Sabine Bauer. Man habe immer gesagt, dass sich die Folgen des Ausstandes von jetzt schon 4.000 Beschäftigten bei der Lufthansa erst nach und nach einstellen würden. Neben den schon am Montag bestreikten Flughäfen Frankfurt und Düsseldorf kam es auch in Hamburg und Berlin zu Ausständen. Am Abend sollte auch der Regionsflughafen Stuttgart mit in den Streik einbezogen werden. Die Gewerkschaft fordert für die etwa 50.000 Beschäftigten am Boden und in der Kabine 9,8 Prozent mehr Geld; die Lufthansa hatte zuletzt 6,7 Prozent mehr und eine Einmalzahlung geboten.

Auf einer Streikversammlung in Frankfurt sprachen Gewerkschaftsvertreter und Betriebsräte am Vormittag von „Einschüchterungsversuchen“ der Lufthansa. Es sei Streikenden mit der Aufnahme ihrer Personalien gedroht worden. Außerdem habe die Servicegesellschaft LSG versucht, ein „Streiklager“ vor den Toren des Unternehmens juristisch zu verhindern – bislang vergeblich.

Lufthansa-Sprecher Klaus Walter forderte die Gewerkschaft auf, umgehend an den Verhandlungstisch zurückzukehren: „Unsere Türen sind offen; wir sind dialogbereit.“ Ein neues Angebot legte er aber nicht vor. Zudem ließ die Lufthansa verlautbaren, dass die Situation an den Flughäfen „nach wie vor geordnet und nicht chaotisch“ sei. Bleiben immer mehr Maschinen am Boden, könnte sich das bald ändern.

Infos über verspätete oder ausgefallene Flüge: Lufthansa-Hotline 0800-8 50 60 70