: Stau ist keine Standortfrage
Ab nächster Woche gibt es zehn Großbaustellen. Doch trotz zweier gesperrter Weserbrücken sehen ADAC und das Güterverkehrszentrum darin keinen Grund zur Panik. Handelskammer und CDU schon
Vollsperrung(1.) Grolland: Abschnitt der Duckwitzstr. bis 30. Sept. (2.) Habenhausen: Erdbeerbrücke, bis 31. Aug. (3.) Osterholz: Kreuzung Hans-Bredow-Str./ Osterholzer Heerstr., 3. und 4. Aug. voll gesperrt, bis 31. Sept. teilweise gesperrt (4.) Walle: Hansestr. Richtung A27, bis 4. Aug. (5.) Neustadt: Neuenlander Str. (Abschnitt), bis 30. Sept.
Behinderung durch Baustellen(6.) Woltmershausen: A281, bis 29. Aug. (7.) Finndorff: Autobahnzubringer Überseestadt, bis 30. Sep. (8.) Neustadt/Grolland/Huchting: B6 / B75, bis 25. Aug. (9.) City: Bgm. Smidt-Brücke, bis 14. Apr. 2009 (10.) Schwachhausen: Schwachhauser Heerstr., bis 30. Aug. 2009 taz
Von Christian Jakob
Staus allüberall: In der kommenden Woche wird die Baustellenbelastung ihren Höhepunkt erreichen. Wegen fünf Großbaustellen werden zentrale Knotenpunkte voll gesperrt, fünf weitere große Verkehrsachsen sind nur eingeschränkt befahrbar (siehe Kasten).
„Die Schäden müssen nun einmal beseitigt werden. Und es ist besser, das jetzt in der Urlaubszeit zu machen, in der das Verkehrsaufkommen niedriger ist als sonst,“ sagt der Sprecher des Bauressorts, Michael Ortmanns.
Im Prinzip sieht das die Handelskammer genau so. Dennoch schlug der Wirtschaftsverband Alarm: Die Verkehrssituation sei „kritisch geworden“, die Erreichbarkeit des Güterverkehrszentrums (GVZ) und anderer Gewerbegebiete sei „stark beeinträchtigt“. Die Kammer drängte darauf, „Powerbaustellen“ einzurichten, ein verbessertes Baustellenmanagement wurde gar zur „Standortfrage“.
Doch dies wird schwierig, denn in der Baubehörde gibt es genau zwei Mitarbeiter für die Baustellenkoordination – und einer von beiden hatte sich just vor der Straßenbau-Hochsaison in die dreijährige Passivphase seiner Altersteilzeit verabschiedet. Die CDU ist empört. Schon vor Bekanntwerden dieser Tatsache hatte ihr Fraktionssprecher für Bau und Verkehr Dieter Focke, das Baumanagement „dilettantisch“ und „grotesk“ genannt. Nun forderte er eine “sofortige Wiederbesetzung“ der Stelle.
Doch einen neuen Baukoordinator noch vor der endgültigen Pensionierung des alten einzustellen, würde für die Behörde doppelte Personalkosten bedeuten. In den nächsten drei Jahren, so Behördensprecher Ortmanns, sei die Dienststelle daher nur mit dem einen verbliebenen Mitarbeiter besetzt. Der CDU-Verkehrspolitiker Focke äußerte daraufhin den Vorschlag, der Senator könne „jemanden für die Aufgabe abstellen“, da „schließlich nicht anzunehmen ist, dass alle Mitarbeiter im Bau- und Umweltressort voll ausgelastet sind“.
Fockes Unterstellung, irgendwo in der unübersichtlichen Behörde drehe sicher irgendjemand Däumchen, den man kostenneutral zur Baustellenverwaltung abkommandieren könne, provozierte wütende Reaktionen: „Das ist eine Diskreditierung unserer Mitarbeiter, die wir so nicht stehen lassen werden“, hieß es aus der Behörde des grünen Bausenators Rainer Loske. „Unsere Mitarbeiter sind sehr wohl ausgelastet – und deswegen können wir auch niemanden abstellen.“ Im Übrigen gebe es „auch gar kein Problem.“ Der allein zurück gebliebene Beamte erledige die Arbeit „gut“, außerdem sei die Situation „objektiv auch nicht anders als im Sommer zuvor“.
„Kein Problem“ – so in etwa sieht das auch das GVZ. „Natürlich kommt es durch die Baustellen auf der B6 / B75 zu störenden Staus, die auch unseren Zufahrtsverkehr betreffen“ sagt Michael Möhlmann, Geschäftsführer der „Entwicklungsgesellschaft Güterverkehrszentrum“. Doch von einer „kritischen Lage“ oder gar einer „Standortfrage für die Logistikwirtschaft“ könne keine Rede sein. „Ich habe noch keinerlei Meldung von den Unternehmen bekommen, dass unsere Erreichbarkeit in Gefahr ist“, so Möhlmann. Die meisten LKW-Fahrer würden die Zufahrt über die A281 wählen.
Auch der ADAC will die Lage nicht dramatisieren: „Im Moment ist es schon schwierig, weil auch zwei Weserbrücken gesperrt sind“, sagt der Bremer ADAC-Verkehrsexperte Niels Linge. Das sei für niedersächsische Pendler ein Problem, zudem verschärfe es die Lage rund um die übrigen Baustellen. Auch hätten einzelne Baumaßnahmen „vielleicht früher begonnen werden können“, sagt Linge. Insgesamt aber seien die Arbeiten unausweichlich gewesen und „im Bauamt sitzen gute Leute, die wissen, was sie tun“.