Des Hafens Wachstum stockt

Hafen-Marketing erklärt Halbjahresergebnis mit geringeren Exporten des Haupthandelspartners China. Wirtschaftssenator verspricht Ausbau der Infrastruktur. Hafenbahn transportiert zehn Prozent mehr Container

Der Hamburger Hafen wächst langsamer: Wie der Verein Hafen Hamburg Marketing (HHM) mitteilte, hat der Containerumschlag im ersten Halbjahr 2008 nur um 3,8 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum zugenommen. In den Vorjahren waren zweistellige Wachstumsraten üblich. Wirtschaftssenator Axel Gedaschko (CDU) sah am Donnerstag dennoch keinen Grund, von bisherigen Ausbau-Zielen abzugehen. Der Senat werde wie versprochen, den gesamten Erlös aus dem Börsengang der Hamburgischen Hafen und Logistik-AG (HHLA) in den Hafen investieren und 2008 etliche wichtige Projekte auf den Weg bringen.

Fünf Millionen Container-Einheiten (TEU) sind im ersten Halbjahr abgefertigt worden. Dem Senator zufolge ist zu erwarten, dass Hamburg in diesem Jahr die 10-Millionen-TEU-Marke überspringt. Der Gesamtumschlag des Hafens wuchs um 2,1 Prozent. Die Abschwächung beim Containerverkehr, der das Umschlagswachstum in den vergangenen Jahren bewirkt hat, erklärte HHM-Vorstand Claudia Roller gestern mit dem schwächeren Wachstum der Exporte aus China – von dort stammt jeder dritte hier umgeschlagene Container.

„Es hat sich vieles verändert in den Handelsströmen“, sagte Roller. Stark zugelegt habe der Containerverkehr mit Indien, dem Persischen Golf und Amerika. Angesichts der Dominanz des China-Verkehrs falle dessen nur bescheidener Zuwachs trotzdem am stärksten ins Gewicht: Allein der China-Zuwachs von Januar bis Juni entspreche dem gesamten Containerverkehr mit Nordamerika.

Roller erinnerte daran, dass die Containerschiffe nach wie vor größer werden. In den Auftragsbüchern der Werften stünden derzeit 170 Schiffe mit einer Kapazität von mehr als 10.000 Standardcontainern. Schon im vergangenen Jahr seien 1.100 Schiffe mit einem Tiefgang von mehr als 12,80 Metern eingelaufen. Kritiker des geplanten Hafenausbaus halten es für entscheidend, wie viele Schiffe diesen Tiefgang auch tatsächlich ausnutzen.

Wirtschaftssenator Gedaschko bezeichnete eine weitere Elbvertiefung gleichwohl als „bitter notwendig“. Nach der Sommerpause würden die dazu gehörenden Planungsunterlagen in mehr als 50 Gemeinden entlang des Flusses ausgelegt. Es sei notwendig, dabei sehr sorgfältig vorzugehen. „Ich gehe felsenfest davon aus, dass wir beklagt werden“, sagte Gedaschko. Bei einer Bauzeit von bis zu 24 Monaten wäre die tiefere Fahrrinne 2011 fertig. Die störendsten Untiefen sollten jedoch gleich zu Anfang beseitigt werden. „Bereits nach einem halben Jahr werden wir deutlich spürbare Tiefgangsverbesserungen haben“, kündigte Gedaschko an.

Für den mittleren Freihafen kündigte der Senator eine Lösung im Herbst diesen Jahres an: Hier müssen Betriebe verschwinden, um einem neuen Containerterminal Platz zu machen – offenbar komplizierter als gedacht. Auch zur teilweisen oder vollständigen Auflösung des „Freihafens“ soll es noch in diesem Jahr eine Senatsvorlage geben. „Das ob ist politisch entschieden“, sagte Gedaschko. „Es geht nur noch um das wie.“

Zur Hafenquerspange, der Verbindung zwischen den Autobahnen 1 und 7, werde noch in diesem Jahr mit einem Beratungsunternehmen ein Gesamtverkehrskonzept erstellt. Gedaschko: „Es ist kein Geheimnis, dass der bisherige Trassenverlauf wegen der ambitionierten Bauweise extrem teuer würde.“ Vom Bund kome kein Geld, und Mautlösungen seien in Deutschland bisher gescheitert.

Als Lichtblick präsentierten HHM und Senator die Hafenbahn: Die transportierte im Vergleich zum Vorjahr zehn Prozent mehr Container. Jetzt müsse aber auch der Bund aktiv werden und 50 Millionen Euro für die Planung der Y-Bahntrasse zwischen Hamburg, Hannover und Bremen bereit stellen: „Wir wollen mehr Güter auf der Schiene haben“, sagte Gedaschko. Er appellierte an die Haushaltspolitiker in Berlin: Sie sollten nicht aus falsch verstandener Haushaltsdisziplin Wachstumschancen in Norddeutschland verschenken. GERNOT KNÖDLER