Lufthansa fliegt Streikbrecher aus

Weil die meisten Airline-Techniker streiken, macht die Lufthansa ihre Bremer Flugzeugwerkstatt dicht – und verlegt die restlichen Arbeiter nach Berlin. Betriebsräte protestieren gegen „Aussperrung“

Von Christian Jakob

Am dritten Tag des Lufthansa-Streiks zog die Airline die Notbremse: Die Bremer Niederlassung der „Lufthansa Technik“, der für die Wartung der Maschinen zuständigen Tochterfirma, wurde am Mittwoch geschlossen. Drei Mechaniker, die sich nicht am Streik beteiligen, wurden zum Flughafen Berlin-Tegel gebracht, um dort liegen gebliebene Arbeiten zu übernehmen.

„Das ist eine klare Aussperrung, für die wir überhaupt kein Verständnis haben,“ sagte der Verdi-Fachgruppenleiter Harald Bethge und nannte die Maßnahme „unanständig“. Die nach Berlin verlegten Techniker seien „Streikbrecher“ und deshalb dort „von den Kollegen natürlich ziemlich isoliert.“

Am Mittwoch hatte der Wartungsleiter in Bremen eine Nachricht ausgehängt. Wegen des Streiks „sehen wir uns gezwungen, diesen Betrieb stillzulegen“ hieß es dort. „Sollten Sie nicht am Streik teilnehmen, oder Ihre Teilnahme am Streik beenden wollen, so bleibt Ihnen die Möglichkeit, sich vorübergehend freiwillig an einem anderen Standort einsetzen zu lassen.“ Drei der insgesamt acht in Bremen beschäftigten Flugzeugmechaniker befinden sich weiterhin im Ausstand, zwei sind im Urlaub.

Rund 60 Betriebsräte, unter anderem von BSAG, Airbus, der BLG, dem Gesamthafenbetrieb, Stadt Bremen und der Post versammelten sich gestern in der Abflughalle, um gegen die Stilllegung zu protestieren. Der Lufthansa Check-In Schalter wurde vorübergehend geschlossen, als die Protestierenden begannen, Flugblätter an Reisende zu verteilen.

Der Lufthansa-Sprecher Wolfgang Weber nannte die Protestaktion eine „reine Showveranstaltung“. Laut Weber wurden die Mechaniker, die sich nicht am Streik beteiligen wollten, einvernehmlich nach Berlin verlegt. „Da wurden sie dringend benötigt. Und deshalb ist der Technik-Standort Bremen seit Mittwoch geschlossen.“ Es werde demnach keinem arbeitswilligen Beschäftigten seine Arbeitsgelegenheit vorenthalten. Sollten die zwei Techniker, die noch aus dem Urlaub zurückkehren, sich nicht an dem Streik beteiligen wollen, so könnten auch sie in Berlin-Tegel arbeiten, sagte Weber. Da die Lufthansa-Technik in Bremen auch Air Berlin Maschinen wartet, musste Air Berlin nun – auf Kosten der Lufthansa – externe Techniker nach Bremen kommen lassen.

Unklar ist, welche Auswirkungen der Streik genau hat. Während Weber angab, der seit Donnerstag geltende Sonderflugplan umfasse lediglich eine Frankfurt-Verbindung weniger als üblich, sprach Verdi davon, dass auch Flüge nach München und – ab heute – nach Stuttgart nicht abheben könnten. „Die Wirkung des Streiks hat eindeutig eine steigende Tendenz, Montag wurden 10 Maschinen gestrichen, heute 142. Wenn das so weiter geht, werden die richtige Probleme kriegen,“ sagte Bethge.

Verdi verlangt für die 50.000 Beschäftigten des Lufthansa-Kabinen- und Bodenpersonals 9,8 Prozent mehr Lohn. Die Airline hatte zuletzt gestaffelt 6,7 Prozent mehr Lohn bei 21 Monaten Laufzeit angeboten. Erst in der vergangenen Woche hatte ein Pilotenstreik tagelang für eine Vielzahl von Flugausfällen auch in Bremen gesorgt.