Der Tod des Orangs
: Tödliche Ignoranz

Die ethische Debatte, ob Zoos grundsätzlich böse sind, darf gerne geführt werden. Aber nicht hier und jetzt. Das hieße, den Tod eines seltenen Tieres im Tierpark Hagenbeck zu instrumentalisieren.

KOMMENTAR VON SVEN-MICHAEL VEIT

Der Tod des Orang-Utans war ein Unfall, Vorsatz ist nicht erkennbar, wohl nicht einmal Fahrlässigkeit im juristischen Sinn. Der Menschenaffe starb nicht wegen des Wassergrabens, sondern wegen der Ignoranz eines Menschen – schon immer die größte Gefahr für Tiere und Umwelt.

Es darf trefflich darüber gestritten werden, ob bei Hagenbeck zum Beispiel die Löwen in ihrer Mini-Sandkiste glücklich sind. Dass die Orangs unter der hohen lichten Glaskuppel so ziemlich die besten Bedingungen haben, die in einem Zoo machbar sind, kann hingegen kaum bezweifelt werden.

Zoos und Tierparks stellen sich heutzutage sehr verantwortungsvoll ihrer Aufgabe, vor allem bedrohte Tierarten zu erhalten und wieder zu vermehren. Finanziert unter anderem aus Eintrittsgeld, sind sie Reservate, die zu retten versuchen, was Menschen nahezu ausgerottet haben. Letztlich konnte der Orang-Utan nur ertrinken, weil er überhaupt noch am Leben war.

Wenn das zynisch klingen sollte, so ist es der Zynismus der Realität. Und zu der gehört leider auch, dass selbst dumme Menschen in Zoos gelassen werden.

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