Disziplin!

Didi ist sauer

Didi tobte. Er trug einen pinkfarbenen Sweater über der Badehose und stand auf dem Dach der Villa Wunderland und schimpfte wie ein Rohrspatz. Der legendäre Modemacher hasste es, wenn man zu spät kam oder sich sonst wie gehen ließ. Disziplin, die dickste Säule, auf der die Welt ruht. Keiner wusste das wie Didi, dessen Karriere ihn von Stuttgart via New York nach Potsdam katapultiert hatte.

Als der Hausherr seine etwas verschüchterten Gäste zwei Minuten später in der Halle empfing, war aller Unmut verflogen. Großes Hallo begleitet vom Gekläff der Hunde von Didis Tochter Mumu. Didi lächelte die Gäste an und die Hunde auch. Er hatte wirklich ein großes Herz. Auf dem Programm stand ein Barbecue bei dem Galeristen Loddy, und Mumu, die nicht ganz das Format ihres Vaters besaß, sagte: „Eine Dreiviertelstunde verspätet zu einer Einladung zu erscheinen passt gar nicht zu mir.“

Süße Mumu, dachte Didi. „Kinder, ich zeig euch was“, rief er und führte die Besucher in einen stockdunklen Raum. Er schaltete das raffiniert hinter einem Vorsprung zwischen Wand und Decke verborgene Licht ein und beobachtete genau die Reaktionen. Oh, machten alle, Wolle ausgenommen. Der Raum war übrigens vollgestopft mit den Häkelarbeiten der Künstlerin Piwi. Piwi häkelte Beinprothesen und Behindertenklos, solche Sachen. Didi hatte ganze Serien eingekauft.

Es stellte sich heraus, dass Loddy ebenso großherzig war wie sein Kumpel Didi. Beim Eintreffen des Modedesigners warf er sogar eine Extrawurst auf den Campinggrill. Und während die Würste noch brutzelten, überlegte Loddy schon, welchen seiner Topseller er Didi als Nächstes andrehen sollte, Leo Lauch vielleicht? SASCHA JOSUWEIT