Off-Kino
: Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

Ihren ersten Auftritt hatte die Superagentin Modesty Blaise in den Sechzigerjahren in einem im Evening Standard erschienenen Comic-Strip von Peter O’Donnell und Jim Holdaway. O’Donnell hatte die Agentin als eine Art Gegenentwurf zu James Bond konzipiert: Zwar arbeitet auch Blaise für den britischen Geheimdienst, ist allerdings freiberuflich tätig – und meist schlittert sie in ihre Fälle sowieso eher zufällig hinein oder versucht, irgendwelchen Freunden aus der Patsche zu helfen. Mit technischen Gadgets hat Blaise im Gegensatz zum Kollegen Bond wenig am Hut, dafür ist sie eine Expertin für Feuerwaffen und Nahkampftechniken. Und sie hat einen Partner: Willie Garvin, der besonders gut mit Messern umgehen kann und ihr in seinen anderen Fähigkeiten ansonsten kaum nachsteht. 1966 wurde „Die tödliche Lady“ von Joseph Losey mit Monica Vitti in der Hauptrolle als reichlich überkandidelte Agentenparodie verfilmt: Sinn macht die von plötzlichen Gesangseinlagen unterbrochene Handlung nämlich kaum, dafür spiegelt der Film mit seinen Op-Art-Dekors, den verzerrten Kameraperspektiven und den Beehive-Frisuren von Vitti die Entstehungszeit sehr schön wider. Allemal mehr Stil als Inhalt. Am besten kommt dabei der lässige Dirk Bogarde als fieser Oberschurke Gabriel rüber: Er lässt in seinem gigantischen blauen Cocktail sogar einen Goldfisch schwimmen.

Terence Stamp, der in „Modesty Blaise“ den Willie Garvin mimt, ist auch in Richard Lesters „Superman II – Allein gegen alle“ (1979) zu bewundern. Als Schurke Zod, der sich mit außerirdischen Superkräften die Erde untertan machen will, tritt er dem kryptonischen Helden Superman (Christopher Reeve) entgegen, der hier eine zwischenzeitliche Formkrise überstehen muss, ehe doch noch alles gut ausgeht. Dafür kommt der schüchterne Superheld mit Lois Lane endlich mal zur Sache. Im Gegensatz zum (von Richard Donner inszenierten) betulicheren ersten Teil trieb Regisseur Richard Lester das Comic-Geschehen deutlich mehr in Richtung Action und Komik: Terroristen auf dem Eiffelturm und der ebenso feige wie schlitzohrige Dauergegner Lex Luthor (Gene Hackman als unverschämter Dauergrinser) sind nur zwei Probleme, mit denen sich Superman neben dem Kampf gegen Zod noch befassen muss.

Weder Humor noch Action gibt es dagegen in Robert Bressons Klassiker „Ein zum Tode Verurteilter ist entflohen. Der Film aus dem Jahr 1956 zeigt eine sorgfältige Rekonstruktion der Gefängnisroutine und die minutiöse Vorbereitung der Flucht eines Widerstandskämpfers aus einem Nazi-Gefängnis: Höchst mühsam schabt sich der Gefangene mit einem Löffel durch die hölzerne Türfüllung seiner Zelle. Spannend bleibt da höchstens die Frage, ob man den Gefangenen, nachdem man ihm zwischenzeitlich das Todesurteil verkündet hat, wieder in seine mittlerweile zum Ausbruch vorbereitete Zelle zurückbringen wird. Gefilmt hat Bresson vornehmlich in Großaufnahmen: Hände, Werkzeuge, Gesichter. Erzählen mit beispielloser Effizienz. LARS PENNING

„Modesty Blaise – Die tödliche Lady“ 11. 8. im Babylon Mitte

„Superman II – Allein gegen alle“ 8. 8. im Babylon Mitte

„Ein zum Tode Verurteilter ist entflohen“ 11. 8. im Arsenal