Widerstand zu groß

Die Videosuchmaschine RedLasso.com bot komplette TV-Programme von US-Sendern an. Allerdings nicht für lange

Während alle Welt von Konvergenz zwischen Internet und TV spricht, erweist sich der Empfang von Vollprogrammen über das Netz noch als schwierig: Statt das gesamte Angebot eines Senders zur Verfügung zu haben, muss sich der Nutzer oft mit kurzen Clips, bestenfalls einzelnen Sendungen begnügen.

Die Videosuchmaschine RedLasso dagegen, 2007 gestartet, bot die kompletten Inhalte der großen US-TV-Netzwerke von ABC bis NBC plus Kabelkanälen und Radiosendern an, über Untertitel auf Wörter durchsuchbar, zudem schneid- und so für die eigene Netzpräsenz aufbereitbar. Die US-Blogger stürzten sich auf das Angebot. RedLasso hatte sein Angebot aber nicht mit den Medienkonzernen abgeklärt, berief sich auf die „Fair Use“-Doktrin, laut der freie Inhalte wiedergegeben werden dürfen. Lange ging das nicht gut. NBC, CBS und Fox forderten, „alle Akte der Reproduktion, Verbreitung und öffentlichen Aufführung und/oder Darstellung der Inhalte der Urheberrechtsinhaber“ zu unterlassen, und RedLasso gab nun zunächst auf. „Unglücklicherweise müssen wir aufgrund der von TV-Netzwerken angestrengten Klagen unsere Beta-Videosuche und unseren Clipping-Dienst für die nächste Zukunft einstellen. Uns bleibt keine Alternative“, heißt es auf der Website.

Der Service war nicht von Videopiraten gestartet worden: Zu den Gründern gehörten Veteranen aus dem Mediengeschäft, die sich viel Risikokapital für den bandbreitenintensiven und damit teuren Dienst besorgt hatten. Die Idee: Wenn Blogger so viel TV-Material verwenden, warum dies nicht institutionalisieren? Viele US-Blogs nutzen TV-Clips, die üblicherweise, unkontrollierbar für die Konzerne, etwa bei YouTube lagern. Um den TV-Netzwerken die Idee schmackhaft zu machen, bot RedLasso die Schaltung von Werbung an. Mit einem „Medienbeirat“, mit ehemaligen Managern großer Hollywood-Studios besetzt, wollte der Dienst die Konzerne erweichen. Geholfen hat es nichts.

Die US-Fachblätter Hollywood Reporter und Variety nannten RedLasso dreist – doch immerhin diskutierte der Anbieter mit den Konzernen. Andere Internet-Start-ups, die mit Inhalten fremder Hersteller operieren, tun das nicht. Mygazines etwa ist dabei, dem vom Internet angefressenen Magazingeschäft einen weiteren Stich zu verpassen: Der Dienst erlaubt, jede Zeitschrift einzuscannen und online zu stellen. Vergrößerungsfunktion und Suchhilfe inklusive. BEN SCHWAN