unterm strich
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Es ist schon seltsam: Rekorde im Gedenken zu vermelden. Mit 2.260 Besuchern haben am Mittwoch so viele Interessierte wie noch nie den Ort der Information am Berliner Holocaust-Mahnmal an einem Tag besichtigt. Auch in den vergangenen Monaten sei die Besucherzahl deutlich höher als im Vorjahr gewesen, erklärte der Geschäftsführer der Denkmalstiftung, Uwe Neumärker. So hätten im Juli 50.000 Menschen die Dokumentationsstätte gesehen. Damit gebe es nun annähernd so viele Besucher wie in den Monaten nach Eröffnung des Denkmals für die ermordeten Juden Europas im Mai 2005.

Erinnerung ist auch das Anliegen von Peter Sodann. Wenn sich der Traum vom ehemaligen „Tatort“-Kommissar Bruno Ehrlicher erfüllt, stehen die Werke von Karl Marx, Peter Hacks und Leo Tolstoi, die zurzeit noch in Bananenkisten lagern, eines Tages zusammen mit allen anderen zwischen 1945 und 1990 in den jetzigen neuen Bundesländern erschienenen Büchern in einer Bibliothek. Kurz nach dem Fall der Mauer entschied sich der Schauspieler, die literarischen Zeugen der vergangenen Ära vor dem Müll zu bewahren. „Unsere Enkel werden nachfragen“, sagt Sodann, der mit dutzenden Helfern in Merseburg bei Halle bislang rund 180.000 Bücher gesammelt hat. Stempel in den Büchern künden davon, dass sie in Bibliotheken lagen, die entweder aufgelöst wurden oder sich von ihrem DDR-Bestand getrennt haben. „Wir rechnen damit, dass rund 100 Millionen Bücher aus den Bibliotheken auf dem Müll gelandet sind“, sagt Eberhard Richter, Vorsitzender des „Peter-Sodann-Bibliothek e. V.“. Er staunt immer wieder über das, was beim Verein ankommt. „Uns wurde eine Sammlung von Märchenbüchern angeboten, die war so umfangreich – das konnte ich mir gar nicht vorstellen.“