boykottdebatte
: Ein politisches Signal der USA

VON MARKUS VÖLKER

Das Tragen von Armbändchen mit der harmlosen Aufschrift „For a better world“ im Pekinger Stadion ist, ja, sämtliche Slogans oder politische Meinungsäußerungen sind per IOC-Charta verboten. Doch die US-Mannschaft hat am Donnerstag ein politisches Signal gesetzt, das von den kontrollwütigen Organisatoren der Olympischen Spiele in Peking nicht mehr verhindert werden kann. Lopez Lomong trägt die amerikanische Fahne auf der Eröffnungsfeier. Er ist den Kriegswirren in Sudan entronnen, hat einen amerikanischen Pass und startet über 1.500 Meter. Lomong ist Mitglied des „Teams Darfur“, eines Zusammenschlusses von Athleten, die sich für die Befriedung der vom Bürgerkrieg zerrütteten Region im Osten Afrikas stark machen und Chinas Rolle in diesem Krisengebiet kritisieren. Einem weiteren Team-Darfur-Mitglied, dem Eisschnellläufer Joey Cheek, wurde das Visum für die Einreise nach China verweigert; dies geschah einen Tag vor der Nominierung Lomongs.

Auch von den 435 deutschen Athleten gibt es ein paar wenige, die die Großinszenierung des Olympiagastgebers mit Skepsis betrachten. Die Fechterin Imke Duplitzer geht nicht zur Eröffnungsfeier, auch die Judoka Yvonne Böhnisch will nicht einmarschieren ins Olympiastadion. Beide verpassen das Großaufgebot hochrangiger Politiker aus aller Welt. US-Präsident George W. Bush wird anreisen, ebenso Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy. Der derzeitige EU-Ratspräsident hatte allerdings vollmundig erklärt, der Veranstaltung fernbleiben zu wollen, wenn es keine Gespräche Pekings mit dem Dalai Lama gebe. Kanzlerin Angela Merkel und der britische Premierminister Gordon Brown reisen nicht zur Eröffnungsfeier nach Peking. Brown will zur Abschlusszeremonie kommen, Merkel erklärte, die Eröffnungsfeier kollidiere mit ihrem Sommerurlaub. Verteidigungs- und Innenminister, Franz Josef Jung und Wolfgang Schäuble, werden später zu den Spielen fliegen. Offen boykottiert nur ein Politiker die Feier, der Präsident des Europäischen Parlaments, Hans-Gert Pöttering.