Universitätsrat: Hochschulen unterfinanziert

Der Universitätsrat hält das Hochschulsystem in Schleswig-Holstein für unterdimensioniert und unterfinanziert. Er beklagt zu geringe Ausgaben für Wissenschaft und Forschung. Der Verzicht auf Gebühren enthielte den Unis Mittel vor

Das Universitätssystem in Schleswig-Holstein ist nach Expertenansicht unterdimensioniert und unterfinanziert. Der neue Universitätsrat forderte am Freitag nach seiner ersten Sitzung in Lübeck deutlich mehr Landesmittel – über Studiengebühren oder auf anderem Weg. Bei den Ausgaben für Wissenschaft und Forschung stehe Schleswig-Holstein am „untersten Ende der Bundesliga“, hieß es. Der Vorstoß offenbarte erneut die Widersprüche in der schwarz-roten Koalition: Wissenschaftsminister Werner Marnette (CDU) rechnete vor, dass Studiengebühren jährlich 30 Millionen Euro zur Verbesserung der Lehre bringen würden. „Doch der bis 2010 geltende Koalitionsvertrag schließt dies nun einmal aus.“ Die SPD halte am gebührenfreien Erststudium fest, sagte deren Hochschulexperte Jürgen Weber.

Der Verzicht auf Gebühren enthält den Universitäten nach Ansicht des Universitätsrates materielle und personelle Mittel vor, über die Hochschulen anderer Bundesländer verfügen können. Allein die Kieler Universität könnte jährlich mehr als 15 - 18 Millionen Euro mehr haben. Moderate Gebühren wären sinnvoll, wenn sie mit günstigen Darlehen und einem Stipendiensystem gekoppelt würden, um junge Leute aus materiell benachteiligten Familien nicht vom Studieren abzuhalten, hieß es.

Das Land habe mehr Abiturienten als Studienplätze an den Unis Flensburg, Kiel und Lübeck, sagte der Ratsvorsitzende, Prof. Peter Gaehtgens. Diesen Verlust an Talenten dürfe man sich nicht leisten. Der Rat war 2007 gegründet worden, um die Entwicklung der drei Unis besser zu koordinieren. Wenn in den Zielvereinbarungen zwischen Land und Universitäten für 2009 bis 2013 nur der Ist-Zustand fortgeschrieben würde, wäre dies keine zukunftsorientierte Politik, sagte Gaehtgens. Für erstrebenswert hält der Rat eine Aufstockung der Landesmittel für die Universitäten um 20 bis 25 Prozent. Dass dies nicht „von Montag auf Dienstag“ geschehen könne, sei klar. Der Doppelhaushalt 2009 / 2010 müsse aber die Weichen stellen.

„Nur wenig hilfreich“ nannte Minister Marnette die Empfehlungen zu den Zielvereinbarungen. Trotz überaus knapper Haushaltslage würden die Hochschulen gegenüber 2008 bis 2010 fast neun Prozent mehr Mittel zur Verfügung haben. „Dieses Geld muss in anderen Bereichen des Landes zulasten der Allgemeinheit schmerzhaft eingespart werden.“ Insgesamt werde es für Hochschulen im Doppelhaushalt 2009 / 2010 knapp eine Milliarde Euro geben. DPA