Viertel im Festrausch

Mit einem aufwändigen und kreativen Programm versuchen die OrganisatorInnen des Viertelfests, dessen Eigenständigkeit zu wahren und eine Zusammenlegung mit der Breminale zu verhindern

Der Freitagabend steht unter dem Motto „Viertelfest – Styl Polski“ und ist für Bands aus Polen reserviert. Verantwortlich dafür ist der vor drei Jahren gegründete Verein Agit Polska, dessen Vorsitzende Magda Ziomek-Beims junge Kunst und Musik aus Polen nach Deutschland holen will. „Mir fehlte das Frische“, begründet die 34-jährige Kunsthistorikerin die Vereinsgründung. Als sie vor acht Jahren nach Deutschland kam, habe sie festgestellt, dass sich die bestehenden polnischen Vereine überwiegend an ein älteres Publikum richten, mit einem Schwerpunkt auf den Themen Versöhnung und Wiedergutmachung. Agit Polska hingegen zeigte als Erstes „Comics nach polnischer Art“ in der Spedition, eine Ausstellung, die anschließend nach Hamburg wanderte. Für die polnischen Kultur-Behörden sei Bremen mittlerweile ein Begriff, sagt Ziomek-Beims, „das ist hier wie eine Keimzelle“. Über mangelnde Unterstützung aus Polen könne sie sich nicht beklagen, im Gegenteil. Auch das polnische Musikprogramm auf dem Viertelfest werde gefördert, etwa durch das polnische Auswärtige Amt. „Die sind froh, endlich ein Format gefunden zu haben, mit dem sie sich hier präsentieren können.“ Noch mehr polnische Kultur wird es während der polnischen Woche ab 5. Oktober geben.  eib

Mehr Informationen: agit-polska.de

von Eiken Bruhn

„Die Breminale am Anfang des Sommers, das Viertelfest zum Abschluss“ – mit dieser Formel hoffen die OrganisatorInnen des Viertelfestes die öffentlichen Geldgeber zu überzeugen, das Straßenfest auch im nächsten Jahr zu unterstützen. Denn während die Kultur-Staatsrätin Carmen Emigholz sich eindeutig für eine Weiterfinanzierung der Breminale ausgesprochen hatte, fehlt eine solche Zusage für das Viertelfest, das am Freitag nächster Woche beginnt.

Wie berichtet, hatte die Kulturbehörde Anfang des Jahres über Pläne gesprochen, die Bremer Open-Air-Festivals als „Stadtfest“ zusammenzufassen, um damit die Zuschüsse geringer halten zu können. Für zwei dieser sommerlichen Ereignisse sind die Würfel bereits gefallen: Das Straßenkunst-Festival „La Strada“ soll eigenständig bleiben, das Wallfest wird es in der bisherigen Form nicht mehr geben. Auffällig oft hatten Emigholz und der Breminale-Macher Harald Siegel bei der Vorstellung des Breminale-Programms Anfang Juni davon gesprochen, dass sich die Breminale „in die Stadt ausweiten“ müsse. Ein erster Schritt war damit getan, dass erstmals der Tunnel in den Wallanlagen mit bespielt worden war. Von dort wäre es nur noch ein Katzensprung zum Ostertorsteinweg, dem Schauplatz des Viertelfests.

Dessen Projektleiterin Frauke Wilhelm sagte gestern, sie halte nach wie vor nichts von einer Zusammenlegung. „Die Stadt verträgt und möchte zwei Feste“, so Wilhelm. Das Viertelfest habe einen wesentlich „urbaneren Charakter“ als die Breminale und ein ganz eigenes Programm.

In diesem Jahr steht es unter dem Motto „Schwärmen für dasViertelfest“. Dazu gehört unter anderem ein nach eigenen Angaben „größtes Massenselbstorganisationsexperiment“. Bei diesem werden 20.000 Knackfrösche aus Blech verteilt, die Viertelfest-Besucher und -Besucherinnen sollen zu „Synchronleistungen“ aufgefordert werden. Wie gut das funktionieren kann, zeigte sich gestern in einer Versuchsanordnung auf der Pressekonferenz. Innerhalb kurzer Zeit „knackten“ alle Anwesenden in demselben Rhythmus und zeigten damit eine „Schwarmintelligenz“, wie sie auch malayischen Glühwürmchen zu eigen sein soll, wie Wilhelm sagte.

Die Kompatibilität von Straßenfest und Mathematik soll noch ein weiteres Experiment zeigen: Die Besucher werden aufgefordert, die Anzahl der verkauften Tombola-Lose zu schätzen und damit die „Weisheit der Vielen“ zu bestätigen.

Viertelfest: 22. bis 24. August