Neukölln bewacht noch mehr Schulen

Der Bezirk erweitert den umstrittenen privaten Wachschutz: Ab 1. September patrouilliert vor 16 Schulen Security

Der bundesweit einmalige private Wachschutz vor Neuköllner Schulen wird zu Beginn des neuen Schuljahres erweitert. Vom 1. September an werden in dem sozialen Brennpunktgebiet 16 statt bisher 13 Schulen beschützt. Das sagte am Donnerstag der Leiter des Schulamts, Jürgen Behrendt. Das Bielefelder Unternehmen Germania hat wie bisher den Zuschlag in der europaweiten Ausschreibung erhalten. Der politisch heftig umstrittene Wachschutz war im Dezember 2007 nach 53 schwerwiegenden Gewaltvorfällen an Neuköllner Schulen gestartet worden. Seitdem gab es laut Bezirk „nur noch 3 oder 4 Vorfälle“.

Nur noch zweimal hätten die Sicherheitsleute die Polizei zu Hilfe rufen müssen. „Ansonsten ist es überwiegend nur um Kleinigkeiten gegangen, die gut geregelt werden konnten“, sagte Behrendt in seiner Bilanz. Enttäuscht äußerte sich Behrendt über die anhaltende Verweigerung des Senats, sich an den Kosten zu beteiligten. Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky (SPD) hatte in einer Aufsehen erregenden Pressekonferenz im Juni 2007 den Senat zu einer Beteiligung an den zunächst entstandenen 200.000 Euro Kosten aufgefordert. „Wir haben nicht ein einziges Wort als Antwort zu hören bekommen“, so Behrendt.

Für das gesamte Schuljahr 2008/09, in dem der Wachschutz mit je zwei Sicherheitsleuten vor jeder der beteiligten Schulen aufrechterhalten werden soll, muss mit deutlich höheren Kosten im Bezirksetat gerechnet werden. Die Kalkulationen reichen bis etwa 500.000 Euro. Die genauen Kosten stehen allerdings erst später fest, da die Wachstunden Monat für Monat einzeln abgerechnet werden.

Das Bezirksamt hatte im Sommer 2007 auf Initiative von Buschkowsky und seines zuständigen Bildungsstadtrats Wolfgang Schimmang (SPD) die Notbremse gezogen. Kurz zuvor war an der Röntgen-Oberschule ein Lehrer auf dem Schulhof von einem Fremden niedergeschlagen worden. „Wir können den Eltern die Sicherheit ihrer Schüler nicht mehr garantieren, wenn wir nicht handeln“, sagte Buschkowsky zu der drastisch Zunahme von Gewalttaten. Der Wachschutz kontrolliert vor allem den direkten Zugang zu Schulhöfen und Schulgebäuden.

Der Senat hatte sich zu dem Projekt distanziert verhalten. Innensenator Ehrhart Körting (SPD) äußerte sich als strikter Gegner. Auch Schulsenator Jürgen Zöllner (SPD) blieb zurückhaltend, verwies aber darauf, dass die Maßnahme in Einzelfällen durchaus helfen könne. DPA