Solarcafé, Kompostklo, Skill-Sharing

betr.: „Es geht uns nicht um Naturschutz“, Interview vom 12. 8. 08

Was für eine Vereinnahmung! Die taz-Interviewerin Juliane Schuhmacher sagt: „Der Einladungstext zum Klimacamp fordert das Recht auf Zugang zur Energie und eine Abkehr vom fossilistischen Industrialismus. Das klingt utopisch.“ Tadzio Müller (Klimacamp) antwortet: „Deshalb gibt es ja das Klimacamp: um solche Ideen zu diskutieren, aber auch, um sie zu leben, praktisch auszuprobieren. Gerade in autonomen Umweltgruppen gibt es einen vertrauten Umgang mit alternativen Alltagspraxen, mit dem Anbau von Lebensmitteln, der Gewinnung von Energie.“

Im Laufe der Vorbereitungen des Klimacamps haben sich die großen Organisationen, insbesondere Attac und Solid, dieser autonom orientierten Gruppen und Menschen entledigt. Nun, wenn es konkret wird, brauchen die großen Bewegungslenker genau diese selbstorganisierten Kräfte: Es sind gerade einige AnarchistInnen, denen es darum geht, auf dem Camp Alltagsalternativen zu erproben: Solarcafé, Kompostklo, Skill-Sharing. Diese Akteure haben sich im ökoanarchistischen Barrio zusammengeschlossen – und haben das Material für ihre Infrastruktur zu großen Teilen gesammelt: Recycling.

Dem gegenüber steht das Klimacamp, das von Müller repräsentiert wird: Hier wird für 30.000 Euro Material angekarrt. Ist das ein Erproben von Alternativen? Aus dieser Praxis können gerade sozial Schwache nur lernen: Ohne Kapital geht kein Klimacamp. Doch, halt: Die Anarchisten zeigen auf: Klimawandelbekämpfung geht auch ohne viel Geld. Die anarchistisch Motivierten brauchen keine Kühlaggregate für das Bier! Schade nur, dass die großen Organisationen dieses Aufzeigen von Alternativen an den Rand gedrängt haben. Die Klimacamps in England waren wesentlich umweltgerechter in ihrer Umsetzung. ANNAR CHÖKOS, Hamburg