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: Neulich am Bücherstand

Linker Hand am Marktstand lagen die Alpaka-Wollsocken, zurecht, auch in der Jahreszeit, die man Sommer zu nennen sich geeinigt hat. Die Bücher daneben interessierten mich allerdings noch mehr. Eins davon trugt den vielversprechend paradoxen Titel: „Des Lebens bittere Süße.“ Gleich daneben lag zu meinem Erstaunen, und nicht weniger paradox: „Die fröhliche Nutte“.

Ob in den Büchern ein und dieselbe Geschichte erzählt wird, wo die Titel fast synonym sind? Ob die Zweitverwertung aus dem Zeitungsgeschäft nun auch auf dem Groschenromanmarkt um sich greife, überlegte ich im Weitergehen und nahm mir vor, auf dem Rückweg mal die ersten Seiten aufzuschlagen.

Da waren allerdings beide Titel bereits verkauft. „Die Frau ohne Vergangenheit“ lag noch da, und das war ein Trost – auch wenn ich nicht wissen wollte, welches traumatische Ereignis die Dame um ihre Erinnerung gebracht hat. Aus diesen dunklen Ahnungen riss mich ein Buch, das ich mit dem ersten Gedanken für ein radikal-feministisches Pamphlet hielt: „Wenn Mäuse Katzen jagen“. Mit dem zweiten Gedanken hielt ich allerdings den ersten für einen ausgekocht chauvinistischen. Man(n) weiß ja nie. So dass ich erleichtert die Frauen Frauen sein ließ, als ich das rosige, feiste Gesicht eines bärtigen Herrn von einem Cover mir freundlichst zunicken sah. Ich griff sogleich nach dem Buch, das einen sagenhaftberuhigenden Titel führte: „Das selige Lächeln des Modellbahnbauers“. MAXIMILIAN PROBST