Stadt ohne Stern

Bremen verliert sein letztes Michelin-Restaurant: Das „L‘Orchidée“ verabschiedet sich von „à la carte“

Als calvinistisch geprägte Stadt war Bremen noch nie eine Hochburg der Haute Cuisine, jetzt aber steht der spitzenkulinarische Kahlschlag an – zumindest den Kategorien der Michelin-Sterne zufolge, die weltweit als führendes gastronomisches Gütesiegel gelten. Mit dem „L‘Orchidée“ gibt in Kürze das letzte besternte Restaurant Bremens seine Auszeichnung zurück. Das „Bistro bei Grashoff“ hat seinen Stern bereits 2003 verloren, die Zeiten der „Villa Verde“ im Weserstadion liegen noch weiter zurück.

Das bedeutet keineswegs, dass der Ratskeller schließt, in dem das „L‘Orchidée“ untergebracht ist. Auch das Restaurant selbst bleibt erhalten – allerdings verliert es Marc Rennhack. Der Meisterkoch will sich nicht am neuen Konzept beteiligen, das ausschließlich auf geschlossene Gesellschaften und Event-Essen setzt – für Michelin ein Ausschluss-Kriterium. „Wir müssen uns an veränderte Gewohnheiten anpassen“, sagt Inhaber Fritz Rößler. Hintergrund sei also keineswegs der böse Verriss in einer der letzten „Feinschmecker“-Ausgaben, sondern der Trend, Spitzengastronomie nur selten spontan aufzusuchen. Rößler verweist darauf, dass ab sofort wieder Arnd Feye die Kochmütze aufhabe, stellt aber auch fest: „In Bremen war es schon immer schwierig, gutes Essen an den Mann zu bringen“. HB