Ems wird zur Probe gestaut

Weil die Meyer-Werft auch im Sommer Kreuzfahrtschiffe überführen will, hält der Fluss für 37 Stunden die Luft an

Umweltschützer haben gegen den am Wochenende geplanten Stau der Ems protestiert. „Wir befürchten, dass sich die Sauerstoff-Verhältnisse weiter verschlechtern. Die Rückzugsräume für Fische werden immer kleiner“, sagt Beatrice Claus, Naturschutzreferentin beim WWF. Die Papenburger Meyer-Werft will künftig auch im Sommer Kreuzfahrtschiffe zur Nordsee überführen. Darum sollen an diesem Samstag ab 13 Uhr die Tore des Emssperrwerks bei Gandersum zu einem 37-stündigen Probestau des Flusses schließen. Eine weitere Probestauung ist für September geplant.

Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz will so herausfinden, wie sich der Sauerstoffgehalt des Emswassers entwickelt, wenn der Fluss im Sommer länger als zwölf Stunden aufgestaut wird. Bislang ist ein solcher Eingriff nur zwischen Mitte September und Mitte März erlaubt, weil sich in kälterem Wasser mehr Sauerstoff löst. „Die Probestauungen sind für uns nicht akzeptabel“, sagt Claus. Im Sommer seien die Sauerstoff-Probleme schon jetzt wegen der Ems-Vertiefungen zu groß. „Auf einer Strecke von mehr als 15 Kilometern sei von Mai bis Anfang Oktober so wenig Sauerstoff im Fluss, dass Fische dort nicht leben können.“

Nach Ansicht der WWF-Expertin gibt es in Deutschland kein anderes Gewässer, dass derart schlechte Sauerstoffwerte aufweist: Die Behörden müssten „alles tun, um die Ems zu sanieren.“ Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz argumentiert mit der Wettbewerbsfähigkeit der Meyer-Werft und rechnet damit, dass die ohnehin miserablen Sauerstoffwerte nicht weiter in den Keller sinken könnten. Für eine Behörde, die das Wort „Naturschutz“ in ihrem Namen trage, sei dies eine „Bankrotterklärung“, sagt Claus. Die Behörde agiere als „Handlanger der Meyer-Werft.“ DPA / TAZ