Cop-Ländle

Aus dem neuen Stuttgarter „Tatort“-Team ist doch mehr herauszuholen, als die erste Folge befürchten ließ: „In eigener Sache“ ist ein gelungener klaustrophobischer Großstadtkrimi (So., 20.15 Uhr, ARD)

VON CHRISTIAN BUSS

Ein unübersichtliches Schlamassel ist das, mit dem die Ermittler Bootz (Felix Klare) und Lannert (Richy Müller) da konfrontiert werden. Nach der aus dem Ruder gelaufenen Festnahme eines Drogenbosses haben sich neben den Drogenfahndern auch die Mordkommission und das LKA eingefunden. Zudem muss Kommissar Bootz auch noch mit seiner Befangenheit kämpfen: Der zu verhörende Drogencop Wippermann (souverän wie immer: Charly Hübner) ist ein alter Freund von der Polizeischule.

Offensichtlich ist aus dem neuen Stuttgarter Team doch mehr rauszuholen, als der Auftakt vermuten ließ. Die Touristikimpressionen und die unmotiviert zu Schrott gefahrenen Mercedes-Modelle, womit Autor Holger Karsten Schmidt und Regisseur Elmar Fischer noch ihre erste Episode andickten, sind in ihrer zweiten Arbeit klug verzahnten Elementen des zeitgemäßen Großstadtkrimis gewichen: Fischer („Fremder Freund“) verdichtet die Bürokratiewucherungen und das Loyalitätendickicht im Stuttgarter Cop-Ländle zu einem klaustrophobischen Polizeithriller.

Okay, wie Ermittler Lannert hier eine gefühlte Viertelstunde seiner Nachbarin erklärt, dass er keine Liebschaft mit ihr beginnen will, wirkt so deplatziert wie das putzige Pastakochen der kriminalistischen Bürogemeinschaft samt forensischer Tischgespräche („die Kugel schlug aus diesem Winkel in seinen Schädel“). Aber es gibt auch starke Momente, die so trocken wie verstörend die Paradoxien des Ermittleralltags zeigen: etwa wenn Bootz mit Lannert den Drogenfahnder verhört und zwischen Du und Sie wechselt. Das Du gilt dem Verdächtigen, das Sie dem Kollegen. Eine starke Szene über falsche Vertrautheit.