Die Marktmacht bekommt überraschend Besuch

Reclaim your Aldi: 250 Teilnehmer des Klima- und Antira-Camps in Hamburg kritisieren Dumping um jeden Preis

Unter dem Motto „Reclaim your Market – globale soziale Rechte aneignen“ sind am Montag die Aktionen des Klima- und Antira-Camps in Hamburg fortgesetzt worden. Mit einem Happening vor einer Aldi-Filiale stellten rund 250 Menschen die rabiate Geschäftspolitik von Supermarktketten an den Pranger. „Luxus für alle!“, wurde gefordert, „Bio für alle!“ und schließlich: „Papiere für alle!“

Im Fokus stünden jene Orte, an denen „rassistische Ausbeutung und die Zerstörung ökologischer Ressourcen einhergehen“, sagt Lukas Meyer vom „Market“-Bündnis: Durch ihre Marktmacht setzen Konzerne ihre Zulieferer unter Druck. So beim Obst- und Gemüseanbau im spanischen Andalusien, einem Großlieferanten für den deutschen Markt. Fast alle 100.000 LandarbeiterInnen hier sind laut „Market“ MigrantInnen. „Viele von ihnen haben keine Papiere, weshalb die Landwirte den Preisdruck relativ unkompliziert weiterreichen können“, so Silke Bausinger vom Bündnis. Die „migrantischen Tagelöhner“ seien scharfer Konkurrenz unter den Migrantengruppen ausgesetzt.

Daneben habe der Preisdruck der Supermärkte auch ökologische Folgen: Allein bei den südspanischen Erdbeerlieferanten in Huelva fielen jährlich 15.000 Tonnen Plastikmüll an, weil die Beeren unter Plastikplanen wachsen – aus Effizienzgründen. Der Boden werde mit Pestiziden desinfiziert, die in der EU eigentlich verboten seien. Abgerundet, so Meyer, werde das Dumpingpreis-Paket durch die Niedriglöhne in deutschen Supermärkten. KVA