Torsten Jansen, HSV-Schlosshund
: Der Schattenmann auf Linksaußen

Auf allen Vieren gebückt, sein Trikot über das Gesicht gezogen, weinend und schluchzend kauerte Torsten Jansen auf dem Hallenboden. Es war der wohl bitterste Moment in der Karriere des Handballers vom HSV Hamburg: Die deutsche Mannschaft war aus dem olympischen Turnier ausgeschieden.

Dabei sollte Olympia der Höhepunkt in der Laufbahn des 31-Jährigen aus der Eifel werden. Nach dem Gold bei den Europameisterschaften 2004 und dem WM-Gold 2007 im eigenen Land hätte er mit der olympischen Goldmedaille die drei großen Titel in seinem Trophäenschrank vereint, die eine Nationalmannschaft international gewinnen kann.

Torsten Jansen, genannt „Toto“, steht sonst eher selten im Zentrum der medialen Aufmerksamkeit. Er ist kein Paradiesvogel wie sein Mannschaftskollege Pascal Hens oder Vorgänger in der Nationalmannschaft, Stefan Kretzschmar.

Auf dem Spielfeld geht er die schwierigen Wege, ist als Typ für Verein und Nationalmannschaft wertvoll. „Torsten ist ein Kämpfer. Auf seiner Position gehört er zu den Besten der Welt“, sagt HSV-Trainer Martin Schwalb.

Bereits mit 22 Jahren gab er als Zweitligaspieler sein Nationalmannschafts-Debüt. Bis 2004 stand er allerdings im Schatten von Stefan Kretzschmar, der unangefochten auf der Linksaußenposition agierte. Nach einer Verletzung Kretzschmars vor der EM 2004 wurde Jansen öfter eingesetzt, spielte eine solide Runde und stärkte damit seine Position im Team.

Seither gehört Jansen zu den unumstrittenen Spielern im Kader von Nationaltrainer Heiner Brand. Bei der WM war er mit einer ausgezeichneten Trefferquote von 90 Prozent der zuverlässigste Schütze der deutschen Mannschaft. Trotz einer Körpergröße von „nur“ 1,85 Meter arbeitete er auch im Mittelblock mit und neutralisierte im WM-Finale den polnischen Superstar Marcin Lijewski.

Jansen muss nun die Niederlage bei Olympia schnell abhaken, obwohl er daran zu knabbern haben wird, wie Schwalb sagt. Samstag in einer Woche geht es gegen THW Kiel um den Supercup. JULIAN KÖNIG

TORSTEN JANSEN, 31, ist gelernter Bankkaufmann, Handball-Profi und Fernstudent für Politik und Geschichte.  FOTO: DPA