„Versagen der Sponsoren“

Menschenrechtler kritisieren Schweigen der Konzerne

BERLIN taz ■ Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch hat den zwölf Top-Sponsoren der Olympischen Spiele am Dienstag in einer Erklärung vorgeworfen, sich nicht an die von den Konzernen selbst aufgestellten Prinzipien unternehmerischer Sozialverantwortung (CSR – corporate social responsibility) zu halten. Die Organisation mit Hauptsitz in New York schrieb nach eigenen Angaben innerhalb des letzten Jahres mehrfach alle zwölf Hauptsponsoren an und drängte sie, sich gegenüber den chinesischen Veranstaltern für Verbesserungen bei den Menschenrechten einzusetzen. Konkret sei es um fortgesetzte Medienzensur, Ausbeutung von Wanderarbeitern und Vertreibung der Stadtbewohner wegen Olympia gegangen.

Die zwölf Top-Sponsoren, die zusammen laut IOC 866 Millionen US-Dollar für ihre exklusiven weltweiten Werberechte gezahlt haben, sind: Atos Origin, Coca Cola, General Electric, Manulife, Johnson & Johnson, Kodak, Lenovo, McDonald’s, Omega (Swatch), Panasonic, Samsung und Visa. „Die Sponsoren haben versagt, die Menschenrechtsverletzungen anzusprechen“, heißt es in der Erklärung von HRW.

In nur fünf Fällen seien Vertreter der Konzerne zu einem Treffen mit den Menschenrechtlern bereit gewesen. Dabei hätten sich laut HRW Konzernvertreter für das Thema Menschenrechte außerhalb ihrer Firma schlicht für nicht zuständig erklärt. In ihrer Erklärung verweist die Organisation aber darauf, dass die Konzerne sich in anderen Zusammenhängen sehr wohl auch zum Thema Menschenrechte äußerten, etwa in ihren Jahresberichten oder auf ihren Webseiten.

Die beiden US-amerikanischen Großkonzerne General Electric (GE) und Coca Cola gehörten darüber hinaus der „Business Leaders Initiative on Human Rights“ (www.blihr.org) an. Die 2003 gegründete Initiative von 13 Konzernen wird ehrenamtlich von der früheren UN-Menschenrechtskommissarin Mary Robinson geleitet und bekennt sich ausdrücklich zur Verantwortung der Unternehmen bei der Realisierung der allgemeinen Menschenrechtserklärung der Vereinten Nationen.

Beispielhaft kritisiert Human Rights Watch den Konzern GE. Er ist nicht nur Hauptsponsor, sondern Eigentümer des Senders NBC, der sich für viel Geld die Übertragungsrechte gesichert hat. GE befinde sich in einer sehr einflussreichen Position.

Human Rights Watch widerspricht auch der Argumentation einiger Konzerne, die Pekinger Spiele seien per se eine „positive Kraft des Wandels“, weshalb die Sponsoren ihren gesellschaftlichen Verflichtungen allein schon durch die finanzielle Unterstützung der Spiele nachkommen. Die Organisation weist auf zahlreiche Berichte hin, denen zufolge es im Zusammenhang mit den Spielen zu zahlreichen Menschenrechtsverletzungen gekommen ist. Dafür seien die Sponsoren mitverantwortlich. Ihr Schweigen hätte Chinas Regierung nur ermuntert, Menschenrechtsstandards zu ignorieren, die es vorgibt einzuhalten.“ SVEN HANSEN