Demoziel Flughafen

Klima- und Antira-Camper nehmen den Hamburger Flughafen wegen der Abschiebeflüge ins Visier

Das Klima- und Antira-Camp in Hamburg steuert einen Höhepunkt an: am Freitag steht der „Abschiebeflughafen Fuhlsbüttel“ im Mittelpunkt der Aktionen. Besonders im Fokus stehen die neuen Sammel-Abschiebe-Charterflüge, die von hier aus starten. „Hamburg hat hier eine Vorreiterrolle eingenommen,“ sagt Hagen Koch vom Netzwerk „Kein Mensch ist illegal.“

Um die Demonstration „Für grenzenlose Bewegungsfreiheit“ wird noch vor den Verwaltungsgerichten gestritten. Die Polizei hat den Marsch direkt zu den Terminals 1+2 verboten, da der Flugbetrieb beeinträchtigt werden könnte. Das Oberverwaltungsgericht wird darüber heute Abend endgültig entscheiden.

Demo-Anmelder Bela Rogalla ist jedoch zuversichtlich, zu gewinnen, da bereits Verwaltungsgerichte entschieden haben, dass Aktionen vor städtischen Flughäfen und sogar in der Abfertigungshalle hinzunehmen seien „Der Protest muss da möglich sein, wo er hingehört“, sagt Rogalla.

Parallel planen die Camp-Aktivisten von „Fluten 3.0“ unter dem Motto „Charter der Schande“ kreative Aktionen im Flughafen. „Von der Rollkoffer-Demo, Abseilen vom Terminal-Dach, Theater oder Einchecken in Abendgarderobe ist alles möglich“, sagt Hagen.

„Charter-Abschiebeflüge sind besonders brutal“, sagt Hagen. Davon kann Felleke Bahiru Kum ein Lied singen. Der Äthiopier konnte zwei mal seine Abschiebungen verhindern, da er sich trotz Fesselungen gewehrt hatte und sich der Pilot des Linienfliegers weigerte, ihn mitzunehmen. „Bei einem Charterflug hätte ich keine Chance gehabt“, erklärt Kum. Bei solchen Sammelflügen werden 25 Migranten von 100 Bundespolizisten begleitet. Die Flüchtlinge werden an Händen und Füssen gefesselt und von einem Arzt gegen ihren Willen per Spritze „ruhig gestellt“.

An den Flughafen-Aktionen beteiligen sich ausdrücklich auch die Aktivisten des Klima-Camps. „Flucht und Migration hängen zu einem wachsenden Teil zusammen“, sagt Ines Koburger, Sprecherin des Klima-Camp. Laut einer Greenpeace-Studie befinden sich 20 Millionen Menschen wegen „ökologischer Verwüstungen“ in ihrer Heimat auf der Flucht, 2046 würden es 200 Millionen sein. Hagen kündigte an, dass der Flughafen die Aktionen noch abwenden könne, wenn er erklärt, die Abschiebeflüge einzustellen. KAI VON APPEN