Nun doch Vogelschutz auf Eiderstedt

Weil die EU-Kommission mit Strafen drohte, vergrößert Schleswig-Holstein zwei geplante Vogelschutzgebiete auf gut 15.000 Hektar. Die Grünen frohlocken, unter den betroffenen Landwirten aber gibt es weiterhin Widerstände

Das Tauziehen um die geplanten Vogelschutzgebiete auf der Halbinsel Eiderstedt und in der Eider-Treene-Sorge-Niederung geht in die nächste Runde: Die Kieler Landesregierung wird die Schutzzonen für seltene Vogelarten erweitern – auf Druck der EU-Kommission, die mit einer Klage drohte. Das stand bereits im Mai fest, doch den Sommer über lief das Beteiligungsverfahren, bei dem sich betroffene Landwirte und Gemeinden noch einmal zu Wort melden konnten.

180 Stellungnahmen gingen ein, teilte das zuständige Landwirtschaftsministerium mit. Nun stehen die Größen der Schutzgebiete fest: Für Eiderstedt werden 3.924 Hektar Land nachgemeldet, gemeinsam mit den bereits zuvor gemeldeten Gebieten sollen dann 6.704 Hektar unter Schutz stehen. In der Eider-Treene-Sorge-Region beträgt die Erweiterung gut 5.150 Hektar, insgesamt wird das Schutzgebiet Eider-Treene-Sorge-Niederung gut 15.000 Hektar umfassen.

Nun liegt der Ball wieder in Brüssel: Die EU-Kommission muss prüfen, ob ihr dieses Gebiet reicht. Zwar werde die „Voraussetzung für den Schutz der in Schleswig-Holstein vom Aussterben bedrohten Trauerseeschwalbe sowie der Wiesenvögel deutlich verbessert“, heißt es aus dem Landwirtschaftsministerium, doch Minister Christian von Boetticher (CDU) war schon 2007 einmal gescheitert.

„Der Minister ist eingeknickt“, freute sich nun Karl-Martin Hentschel (Grüne): Die Landesregierung habe „klein beigegeben und das Dreifache der ursprünglich geplanten Fläche ausgewiesen“. Allerdings hatten die Grünen – damals noch selbst Teil einer rot-grünen Regierung – ursprünglich gefordert, fast die gesamte unbebaute Fläche Eiderstedts unter Schutz zu stellen – rund 20.000 Hektar. Diesen Plan hatten auch Naturschutzverbände unterstützt. Für die Landwirte hätte das – so die Vogelschützer – kaum Einschränkungen bedeutet: Auch im Schutzgebiet darf gewirtschaftet werden, bestimmte Vogelarten brauchen sogar ausdrücklich gemähte Wiesenflächen.

Doch der jahrelange Streit um die Flächen hat dazu geführt, dass sich die Lage verschlechtert hat: Viele Bauern haben Grünland in Ackerflächen umgewandelt, auch der Wasserstand in den Gräben hat sich geändert. Das führte unter anderem dazu, dass im Mai eine große Kolonie von Trauerseeschwalben die Brut für dieses Jahr aufgab.

Die Landwirte auf Eiderstedt sind mit der jetzigen Lage jedenfalls unzufrieden. Das Amt Eiderstedt stellte sich auf ihre Seite und argumentiert, dass Schutz nur in Hand in Hand mit den Bauern gehe. Da sei es sinnvoller, den freiwilligen Vertragsnaturschutz auszuweiten: Er beschert Landwirten zusätzliches Geld, wenn sie Flächen für Vögel räumen. Vor dem Verwaltungsgericht Schleswig klagen derweil einige Landwirte: Sie wollen die Gebietsausweisung verhindern. ESTHER GEISSLINGER