Kampf des Guten gegen das Böse

betr.: Krieg im Kaukasus

Gewalt und Krieg lassen sich wieder bedenkenlos rechtfertigen. Aus dem Wissen um den Nahen Osten, Irak, Afghanistan, den Balkan und vieler kaum bemerkbarer militärischer Konflikte sollte man einige Einsichten gewinnen können. So ist es mehr als zweifelhaft, wenn uns alles das nach wie vor als Friedensdienst, als Wahrung der Menschenrechte oder gar als der Kampf des Guten gegen das Böse in der Welt weisgemacht wird – schon deshalb, weil wenige Mächtige sich das Recht anmaßen, zu entscheiden, wer gut und wer böse ist.

Fast genau vor zwei Jahren gingen Bilder des Grauens militärischer Zerstörung im Libanon um die Welt. Zwei israelische Soldaten waren entführt worden. Krieg und Zerstörung durch Israel wurden eiligst als Verteidigung gerechtfertigt. Der Vergleich zur Kosovopolitik wäre heute ebenso interessant in Bezug auf Georgien. Warum wird im jetzigen Fall mit so ganz anderen Maßstäben gemessen?

Es stellt sich die Frage, ob eine beschleunigte Unterstützung eines Nato-Beitritts Georgiens wirklich dem Frieden dient. Wo sonst jede Minderheitengruppe ihrer Menschenrechte versichert wird, da hören wir hinsichtlich der Osseten und Abchasier nichts. Seit Anfang der 90er Jahre haben sie ihre Unabhängigkeit erklärt. Nichts wird erwähnt zu den russischen Staatsbürgern und vertraglich stationierten russischen Friedenstruppen, die natürlich die russische Reaktion ganz und gar nicht unverhältnismäßiger machen, als es der Krieg Israels vor zwei Jahren war. ROLAND WINKLER, Remseck

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