Lagerhaft für Protest-Omis

Protest von Tibet-Aktivisten nach 20 Sekunden vereitelt

PEKING/BERLIN ap/taz ■ Zwei betagte Frauen müssen nach einer Entscheidung chinesischer Behörden für ein Jahr in ein Arbeitslager, weil sie während der Olympischen Spiele einen Protest gegen ihre frühere Zwangsräumung anmelden wollten. Der Sohn einer der Frauen, Li Xuehui, sagte am Mittwoch, die Familie sei am Sonntag davon unterrichtet worden. Beide Frauen im Alter von 79 und 77 Jahren hielten sich aber noch zu Hause auf.

Li erklärte, die Behörden hätten kein Grund für die Inhaftierung seiner Mutter Wu Dianyuan und ihrer Nachbarin Wang Xiuying genannt. „Wang Xiuying ist fast blind und gelähmt“, sagte er telefonisch. „Was für eine Umerziehung durch Arbeit soll bei ihr erreicht werden? Aber sie können jederzeit abgeholt werden.“ Die beiden Frauen hatten wiederholt versucht, die Erlaubnis für eine Protestaktion an einem von drei ausgewiesenen Parks zu bekommen. Sie mussten 2001 ihre Häuser in Peking für ein Bauprojekt räumen und legten bereits mehrfach Widerspruch dagegen ein. In diesem Jahr protestierten sie 16-mal in Peking. Chinas Behörden haben für die Zeit der Spiele drei Parks bestimmt, in denen Demonstrationen zugelassen werden sollten. Bisher wurden nach offiziellen Angaben vom Montag 77 Anträge für Proteste eingereicht, aber keine genehmigt.

Pekings Polizei nahm in der Nacht zu Dienstag fünf amerikanische Demonstranten fest, die beim Olympiastadion ein Transparent mit der Leuchtschrift „Befreit Tibet“ entrollt hatten. Der Protest dauerte laut der dahinter stehenden Organisation „Studenten für ein freies Tibet“ nur 20 Sekunden. Festgenommen wurde auch ein New Yorker Künstler, der mit Laserstrahlen die Botschaft „Befreit Tibet“ auf Gebäude projizieren wollte. HAN