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: Abflug doch noch geklappt

Es ist ein munteres Kommen und Gehen beim Hamburger SV. Diesmal war Gehen dran. Vincent Kompany, 22 Jahre alt, für insgesamt rund zehn Millionen Euro vom belgischen Meister RSC Anderlecht zum HSV gekommen und damit teuerste Verpflichtung in der Geschichte des HSV, wechselt für 8,5 Millionen zu Manchester City. Nach Mohammed Zidan, der seinem Lieblingstrainer Jürgen Klopp zu Borussia Dortmund folgte, das zweite Verlustgeschäft für HSV-Manager Dietmar Beiersdorfer.

Kompany plagte sich in Hamburg mit Verletzungen herum, hatte den Tod seiner Mutter zu verkraften und fuhr gegen den Rat der HSV-Verantwortlichen zu den Olympischen Spielen nach Peking. Dort flog er beim ersten Spiel der belgischen Nationalmannschaft vom Platz. Danach rief ihn der HSV zurück, der dem belgischen Verband zwei Spiele mit Kompany zugestanden hatte. Aber Kompany verpasste das Flugzeug, weil er seinen Pass vergessen hatte. Es war offensichtlich, dass er lieber in China geblieben wäre. Für die HSV-Oberen offenbar eine Geste zu viel: Als Manchester City Interesse an Kompany zeigte, ergriff der HSV die Chance. „In den zwei Jahren, die er hier war, konnte er seine eigenen und unsere Ansprüche nicht erfüllen. Es ist der richtige Schritt für beide Seiten“, erklärte HSV-Vorstand Bernd Hoffmann.

Mit Kompany verliert der HSV einen Spieler, der technisch alles hat, was im modernen Fußball verlangt ist, und vielleicht noch mehr. Sein Spiel wirkt etwas gelangweilt, so, als ob die Herausforderung der Bundsliga nicht groß genug für ihn wäre. Sein Können blitzte sporadisch auf, wenn er sich, als defensiver Mittelfeldspieler oder Innenverteidiger, in den Angriff einschaltete, zwei drei Gegenspieler aussteigen ließ, um sich dann zu verheddern oder einen Fehlpass zu spielen.

Um der Spieler zu werden, der ihn im steckt, muss der Mann, der mit 18 Nationalspieler wurde, noch einiges lernen. Vielleicht kann er das bei Coach Mark Hughes und den „Blues“, wo der Milliardär und ehemalige Premierminister Thailands, Thaksin Shinawatra, das Geld gibt. Davon allerdings hat der mehr als Geduld. Roger Repplinger

VINCENT KOMPANY, 22, Passvergesser, wird auf absehbare Zeit nicht mehr den Porträtplatz der taz nord zieren FOTO: DPA