Das TV bei Manni

Teures Kleinformat

Manni sah aus wie Pommes rot-weiß. Sommeranzug, Segelschuhe und eine Birne wie aus einem Prospekt der Hochdruckliga. Seit Stunden tigerte er wie eine aufgezogene Napoleonpuppe im Atelier auf und ab. Die Fernsehfuzzis machten ihn nervös, Biene war noch vor dem Frühstück abgehauen, um mit einem pickeligen Kommilitonen ein Referat vorzubereiten, die Skripttussi stank nach parfümiertem Hund und das Schlimmste: Der Hokuspokus hielt Joey vom Malen ab.

Um die Zeit nicht ganz ungenutzt verstreichen zu lassen, sollte Joey signieren, während die ihren Film machten. Die Jungs vom Art Handling trugen die Bilder rein, groß und klein, um die 30 insgesamt und alle bereits verkauft. Joey signierte fast ohne hinzugucken, vorn oder hinten auf die Leinwand, in sagenhafter Geschwindigkeit, zack, zack. Wenigstens das, dachte Manni. Hoffentlich sind die Ärsche bald fertig, dachte er. Der Redakteur fragte unbewirrt weiter, das war sein Job. Joey hatte gerade einen Stoß Kleinformate beim Wickel.

– Was bringt so ein Bild?

Eine Frage, die gewöhnlich tabu war, das wusste der Redakteur. Manni war sie gerade recht.

– Helga, was kost’ so eins?, brüllte er quer durch den Raum. Joey hielt eins der Bilder in die Kamera: Durchgelatschter roter Adidas-Turnschuh auf Chinesischgrün, das Joey direkt aus der Tube dick auf die Wand geschmaddert und dann mit der Spachtel verschmiert hatte. Oben drüber hatte er mit einer Tube Phthalocyaninblau „Staliniletten Neonnighty“ geschrieben.

– Ja, 50 x 50. Wie?

Dem Redakteur fiel ganz kurz die Fernsehmaske runter und das Grinsen in Mannis Indianergesicht reichte von hier bis Övelgönne, als er sagte: 5.000. Es ging ihm schon wieder besser.

SASCHA JOSUWEIT