hamburger szene
: Der Umwelt zuliebe

Es ist früh, doch schon jetzt leuchtet mir die bunte Einkaufswelt des Bahnhofs entgegen. Im Supermarkt haben sich schon die ersten Kassenschlangen gebildet, der Kiosk hat seit Stunden geöffnet. Draußen ist die Stadt noch still. Vom Bahnsteig hetze ich zur Einkaufsmeile. Nahe dem Ausgang ist ein länglicher Tisch aufgebaut. Obst wird hier feilgeboten, ist auf selbstbemalten Pappschildern zu lesen. Jeden Tag haste ich hier vorbei, die strahlenden Glastüren des Marktes fest im Blick, in freudiger Erwartung unzähliger Südfrüchte, besprüht und gepflückt von bescheidenen Spaniern.

Heute nicht. Als ich auf den kleinen Obststand zusteuere, bin ich stolz auf mich: Mein Kampf gegen die Designer-Pflanze – für den Schrumpel-Apfel. Ich nehme gleich zwei. Eine gebückte alte Frau rafft sich auf von ihrem Höckerchen. Geübt sortiert sie die grünlichen Früchte aus dem Plastikkorb. Legt sie auf die Wage. „Aus integriertem Anbau“, sagen die Schilder. Wenn schon, denn schon. „Was bedeutet integrierter Anbau?“, erkundige ich mich. „Kein Gift, alles bio“, erklärt sie. Und ich bezahle. Dann schauen wir uns an.

„Haben sie vielleicht eine kleine Tüte?“, frage ich. Ihre Miene wird ernst. „Die sind trocken“, sagt sie, während sie einen Apfel abreibt. „Die meisten stecken die so in die Tasche. Ist ja auch nicht gerade gut für die Umwelt.“ „Ja genau“, sage ich. Sie stopft die Äpfel in eine braune Papiertüte. Reicht sie mir. „Danke“, sage ich. Und eile zum Bäcker.KRISTIANA LUDWIG