die analyse
: Mehr Geld, mehr Gold?

Die deutsche Leichtathletik hat Zukunft. Fragt sich nur, welche

Nur die US-Amerikaner waren besser als die deutschen Leichtathleten. Für die Olympischen Spiele gilt dieser Satz natürlich nicht. In Peking wurde lediglich der Speerwerferin Christina Obergföll eine Medaille um den Hals gehängt. Die Aussage ist aber richtig für die Junioren-WM der Athleten unter 20 Jahre. Die fand kürzlich in Bydgoszcz statt. Die deutsche Mannschaft gewann sechs Goldmedaillen, eine silberne und drei bronzene. Die Jungstars der deutschen Leichtathletik heißen Raphael Holzdeppe (Stabhoch), David Storl (Kugel), Gordon Wolf (Diskus) oder Kimberly Jeß (Hochsprung).

Es ist ein häufiges Phänomen: Im Juniorenbereich können DLV-Athleten vorn mithalten, aber auf dem Weg zu den Profis geht ihnen die Luft aus. Drei, vier Jahre später sind ihnen die Amerikaner hoffnungslos enteilt. Warum nur? Liegt es allein am Geld, das nach dem mäßigen Abschneiden in Peking nun vehement eingefordert wird? Die Nachwuchsförderung in Deutschland ist gut. Der Verband versucht, Talente in allen Disziplinen zu entwickeln. Das mag zunächst vernünftig sein, später jedoch sollten Schwerpunkte gesetzt werden. Sind vielversprechende Leichtathleten in Sicht, dann ist eine punktuelle Förderung sinnvoll. Traditionell sind die deutschen Schwerathleten gut, die Mehrkämpfer, auch technische Disziplinen wie der Hürdenlauf könnten gezielt unterstützt werden – sofern man Medaillen gewinnen will.

Man könnte sich auch von diesem Anspruch lösen. Die – wohl noch unschuldigen – Junioren beweisen ja, dass deutsche Leichtathleten konkurrenzfähig sind. Im Erwachsenenbereich kommen Faktoren hinzu, von denen nur gemutmaßt werden kann, wie stark sie die Leistung beeinflussen. Lieber eine glaubwürdige und dopingfreie deutsche Leichtathletin auf Platz 18 als eine Sportlerin, die alle Symptome einer déformation professionnelle zeigt. In einem aufgeklärten, liberalen Land zu fordern, die Landesbesten müssten auch die Weltbesten sein, ist eigentlich absurd. Eine souveräne Nation sollte das nicht nötig haben. Ein solches Land schickt seine deutschen Meister zu den Spielen, egal wie gut sie sind. Das zeugt von wahrer Größe.

MARKUS VÖLKER