Was? Das ist es schon?

Natalie Tenbergs Gastro- und Gesellschaftskritik: Die Bar im Fernsehturm am Alexanderplatz erinnert an einen alten ICE

Das international bekannte Wahrzeichen Berlins mag das Brandenburger Tor sein. Auch die Siegessäule kam in diesem Sommer zu einiger Berühmtheit. Das wirklich prägende und weithin sichtbare Wahrzeichen aber ist der Fernsehturm. Fliegt man in die Stadt herein, blinkt einem die leuchtende Kugel fröhlich entgegen, wie ein Nachbar, der am Gartenzaun steht und winkt. Nur wenn man scharf nachdenkt fällt auf, dass man diesen Nachbarn gar nicht genau kennt.

Wer war eigentlich wirklich schon auf dem Fernsehturm? Um auch das Innere des Turms bekannt zu machen, hängen nun in der ganzen Stadt Plakate, auf denen für das Restaurant und die Bar geworben wird. In 203 Meter Höhe, verspricht das Plakat, könne man eine ganz besondere Bar finden. Also denn.

Allerdings ist die Besucherschlange mindestens halb so lang wie der Turm hoch ist. Bis auf den Alexanderplatz reihen sich die Touristen, schön zu erkennen am Reiseführer in der Hand. Sonntags bei gutem Wetter ist es fast aussichtslos, ohne gehöriges Anstehen auf den Turm zu gelangen. Nach der zeitlichen Hürde kommt die preisliche. Es ist nämlich kein ganz billiges Vergnügen mit dem Aufzug hochzufahren: 9,50 Euro für Erwachsene.

Oben angekommen wird man aber zunächst belohnt: Was für eine Aussicht! Aber dann folgt eine Enttäuschung. Das, was im Prospekt so nett hergerichtet wirkt, ist nicht mehr als eine Theke mit ungefähr zehn Barhockern davor. Sie ist in Türkis gehalten – genau wie die Verkleidungen in alten ICE. Läge noch ein leichter Ammoniakgeruch in der Luft, man wäre sich fast sicher, nicht hoch oben, sondern rasend schnell in einem Bordbistro unterwegs zu sein.

Das Angebot nämlich ist genauso mager wie bei der Bahn, und ebenso schnell ausverkauft. Von den vier Snacks auf der Karte sind nur noch zwei erhältlich: Tortilla-Chips mit Dip und zähe, stark an Salz mangelnde Spieße mit Hühnchenfleisch. Das Sandwich gibt es abends um sechs nicht mehr, und auch die Donuts sind schon weg. Versöhnlich stimmt hingegen, dass das Personal extrem freundlich ist, ohne angestrengt zu wirken. Dennoch: Statt ein Feierabendbier oder einen Cocktail zu genießen, beschränkt man sich lieber darauf, in die Landschaft und auf die Stadt zu schauen. Schade ist es aber schon, dass hier die Chance, etwas wirklich Besonderes zu bieten, vertan wurde. So fühlt man sich auch als Berliner zum ersten Mal wie ein amerikanischer Tourist, der vor dem Schloss Sanssouci steht und fragt: „What, that’s it?“

BAR IM FERNSEHTURM, Panoramastr. 1a, 10178 Berlin, Tel. (0 30) 2 42 33 33, www.berlinerfernsehturm.de, März bis Oktober 9 bis 24 Uhr, S- und U-Bahn Alexanderplatz, Cola 2,80 €