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: „Strukturen, die ihnen vorschweben“

Ein Film-Rohschnitt über den Alltag der Hafenstraßen-Besetzer von 1987 wird gezeigt

taz: Herr Weymar, Sie zeigen Aufnahmen aus eineinhalb Jahren. Sind sie damals selbst in die Häuser gezogen?

Hans-Peter Weymar: Nein, richtig gewohnt haben wir da nicht, aber wir waren sehr viel da unten. Wir waren sozusagen auch das einzige von den Hafenleuten „akkreditierte“ Team.

Warum wurden Sie geduldet?

Es gab durchaus auch Leute, die zwar wussten, dass man uns trauen konnte, aber es gab auch Leute die keine Film-Futzis haben wollten. Aber die Mehrheit hat gesagt, das ist okay.

Haben Sie ein bestimmtes Ziel gehabt?

Der Anspruch war, ein Gegenlicht zu den damaligen regelrechten Hetzkampagnen zu zeigen. Wirklich aus der Sicht der Hafenleute, um deren Ziele zu dokumentieren. Und auch im engeren Sinn: Ein selbstbestimmtes Wohnen zu gestalten, in den Strukturen, die ihnen vorschweben. Und dass dann einfach durchsetzen. Das wollten wir damals in wirklich allen Facetten zeigen.

Den Bewohnern wurde häufig eine Nähe zur RAF unterstellt…

Ja, die ist früher immer konstruiert worden und auch, dass es eine Schnittstelle gab. Das war auch eine Form der Denunzierung. Es war so, dass es dort Leute gab, die sich restriktiv mit Formen des Widerstands beschäftigt haben. Aber die einfache Form, dass da Leute der RAF gewesen seien, das war natürlich eine Geschichte, die in den Medien lief.

INTERVIEW: KLU

Kölibri, Hein-Köllisch-Platz 12, 19.30 Uhr

Fotohinweis:HANS-PETER WEYMAR, 62, Filmemacher