Prinzipientreues Schmuddelkind

Am Anfang stand die Unterstützung der Jugendzentrumsbewegung. Auch nach 30 Jahren hat das unkommerzielle Wutzrock-Festival, das dieses Wochenende am Eichbaumsee stattfindet, nichts vom alternativen Charme verloren

Vielleicht hat es mit den kämpferischen Wurzeln zu tun, dass das „Wutzrock“ trotz seines für ein Festival seiner Gattung mittlerweile beachtlichen Alters von 30 Jahren alljährlich mit der nötigen Portion Frische und Lebendigkeit noch ein paar mehr Menschen auf jene im Laufe der Jahre lieb gewonnene Wiese am Allermöher Eichbaumsee locken kann, auf die man die „Schmuddelkinder“ einst verbannte, auf dass sie niemanden ernstlich stören.

Ersonnen wurde das Festival 1978 nämlich als politische Aktion: zur Unterstützung der Jugendzentrumsbewegung „JUZ, aber dalli!“. Im Sommer darauf fand es vor immerhin schon 2.000 Zuschauern das erste Mal im Billtal-Stadion statt – umsonst und draußen, laut, rebellisch, wild und mitnichten von allen gern gesehen. Aber der Plan ging auf. Mit der lauten Feier ging man den Verantwortlichen im Rathaus derart auf den Wecker, dass der „Verein für ein selbstverwaltetes Jugendzentrum in Bergedorf“ 1980 als Träger der freien Jugendhilfe anerkannt wurde. Ein weiteres Festival und etliche kleinere „Wutzröckchens“ später war der Kampf um ein eigenes Jugendzentrum gewonnen – was die Bergedorfer Jugend indes nicht davon abgehalten hat, bis heute weiter zu wutzrocken.

Zog man zunächst mal mehr und mal weniger erfolgreich von Jahr zu Jahr an einen anderen Ort, finden sich die Bühnen und Buden seit dem Ende der Achtziger alljährlich zwischen Dove-Elbe und dem Badestrand des Eichbaumsees in Allermöhe. Und es ist nicht zuletzt eben dieser Ort, der das Wutzrock stetig weiter wachsen ließ. Mittlerweile finden sich vor zwei Bühnen alljährlich über 15.000 BesucherInnen ein, man verfügt über ein funktionierendes Pfandsystem und kann stolz sein auf die Teilnahme illustrer Bands.

Dieses Jahr macht etwa die New Yorker Ska-Legende „The Toasters“ zum zweiten Mal einen Abstecher nach Allermöhe, „Turbostaat“ und die „Knarf Rellöm Trinity“ lassen sich blicken und die WutzrockerInnen selbst geben als „The Bierstürzende Rotzwucker“ erklärtermaßen „Pigpunk“ zum Besten. Wie jedes Jahr gibt es ein Kinderfest und auch Kleinkunst und Theater kommen nicht zu kurz. Und Sport gibt es auch: Am Sonntagmittag beim Schlafsackwetthüpfen. ROBERT MATTHIES

Fr, 29. 8. – So, 31. 8., Eichbaumsee, Moorfleeter Deich; Eintritt frei, alle Infos: www.wutzrock.de