Wulffs Taktik
: Der oberste Linkenfresser

Der Einzug der Linkspartei in „seinen“ niedersächsischen Landtag muss Christian Wulff schwer getroffen haben – nicht nur mit den Mitteln des Verfassungsschutzes will er ihnen das Leben schwer machen, sondern jetzt auch via Bild am Sonntag. Dass er den politischen Gegner in die Nähe von Terroristen wie Eta, Hamas und PKK rückt, kann nur der Hybris eines von guten Wahlergebnissen verwöhnten Landesfürsten entspringen, der den Bodenkontakt verloren hat – könnte man meinen.

KOMMENTAR VON JAN KAHLCKE

Aber diese Lesart ist zu einfach. Natürlich gibt es in der Linkspartei Personen und sogar Formationen, die Internationalismus mit Nibelungentreue zu nationalistisch oder religiös motivierten Terrorgruppen verwechseln. Aber auch Christian Wullf weiß, dass sie für die Partei nicht bedeutender sind als jene, die die Oder-Neiße-Grenze nicht akzeptieren, für die CDU.

Wulffs Motivation ist taktischer Natur: Er positioniert sich im Machtgefüge der CDU. Der Schuss gegen Ypsilanti zielt eigentlich auf Angela Merkel, die sich in der großen Koalition bequem eingerichtet hat – dafür nimmt Wullf sogar in Kauf, Roland Koch zu stützen, nicht gerade sein Intimfreund.

Wulff beweist jetzt, dass es ihm ernst war mit dem Rücktritt vom Parteivorsitz: Er wollte Kräfte frei machen und Zwänge abstreifen, damit er in der Bundespolitik richtig hinlangen kann.