berliner szenen Umwelt ist Dummwelt

Am Lausitzer Platz

So stand es in einer anderen Zeitung: Ein junger Buckelwal, der sich in eine Bucht nahe Sydney verirrte, hat dort auf der Suche nach Muttermilch an einem Boot genuckelt.

Beim Lesen dieser Zeilen musste ich unwillkürlich vom Stuhl, auf dem ich bis dahin still gesessen hatte, hochspringen und niedliche, spitze Laute ausstoßen: „Süüüüüßßßßß, oh, wie sü-hü-hü-hü-hüüüß! Niedlich, schnuddelich, pupuddelich! Ein Wälchen! Genuckelt am Bötchen! Putzigschnutzig! Ei, ei, ei, Teddybärenpolizei!“

Der Wal wurde dann eingeschläfert. Tja, da kann man nichts machen. Gott hat gepennt, der Wal ist tot, die Eisbären ertrinken – was wiederum dem Wal nicht so leicht passiert wäre.

Oft verstehe ich diese Welt einfach nicht. So haben unbekannte Tierschützer oder Fleischschützer oder Veganer oder Fleischesser oder Fleischhasser oder Antivegetarier oder Tierfeinde oder Menschenfeinde folgende Botschaft auf einen Bürgersteig am Lausitzer Platz (ja, manchmal komme ich im Gegensatz zu dem Spottgesang so mancher bösen Zunge sogar aus Neukölln heraus) gepinselt: „Fleisch isst alles“.

Zuerst dachte ich, dass, wenn sich schon mal jemand die herausragende Mühe macht, mit weißer Fahrbahnmarkierungsfarbe in zwei Meter großen Buchstaben eine Botschaft sorgfältig auf den Untergrund zu malen, die man vom Kirchturm am Lausi herunter bestens lesen, vom Boden aus jedoch kaum entziffern kann (aber warum nicht einfach mal auf den Kirchturm steigen, ja, warum nicht?), der Inhalt selbiger Botschaft schon verständlich sein sollte. Wenn nicht eventuell gar irgendeinen Sinn enthalten. Dann aber dachte ich: Nö. So ist es irgendwie cooler. ULI HANNEMANN