Raus aus Afghanistan

Grüne und Linke fordern nach Tötung von Zivilisten Ende des Einsatzes. Neuer Anschlag bei Kundus

BERLIN dpa/ap ■ Der Tod von drei Zivilisten an einer Straßensperre der Bundeswehr im Norden Afghanistan heizt die Debatte über die Zukunft des deutschen Einsatzes an. Die Linken und Grünen-Fraktionsvize Hans-Christian Ströbele verlangten die sofortige Beendigung des Militäreinsatzes. FDP-Generalsekretär Dirk Niebel warb dagegen für eine verstärkte Polizeiausbildung. In Potsdam nahm die Staatsanwaltschaft Ermittlungen zu dem Zwischenfall auf, bei dem am Donnerstagabend eine Afghanin und zwei Kinder wahrscheinlich von deutschen Soldaten erschossen wurden.

Linke-Fraktionschef Gregor Gysi begründete seine Forderung nach einem Abzug der Bundeswehr: Deutschland drohe „im Sumpf eines schmutzigen Krieges zu versinken, der den Terror nicht bekämpft, sondern zu neuer Gewaltbereitschaft führt, in der zivile Aufbaubemühungen untergehen“. Ströbele verlangte, die deutsche Beteiligung an einer offensiven Kriegsführung sofort zu stoppen. Grünen-Verteidigungsexperte Winfried Nachtwei bezeichnete dagegen einen sofortigen Abzug als „Kurzschlusshandlung“. SPD-Verteidigungsexperte Walter Kolbow ist besorgt um die Soldaten. Jetzt könne „die Wahrnehmung der Bundeswehr als Besatzertruppe wieder in den Vordergrund rücken“.

Gestern wurde die Bundeswehr erneut Ziel eines Sprengstoffanschlags: Ein Konvoi wurde mit einer selbstgebauten Bombe angegriffen. Niemand wurde verletzt, aber Fahrzeuge trugen Splitterschäden davon, teilte die Bundeswehr mit. Samstagabend brachte die Luftwaffe den vorige Woche bei Kundus getöteten Soldaten nach Deutschland.