Waschpo legt sich quer

Klima- und Antira-Camp bilanziert Fehlverhalten der Polizei: Waghalsiges Vorgehen der Wasserschutzpolizei führte zu Beinah-Kollision zwischen Camp-Barkasse und Tankschiff. Demo-Sanitäter beklagen Schlagstockeinsatz der Beamten

Im Verlauf des Klima- und Antira-Camps in Hamburg wäre es bei einer Barkassenfahrt auf der Süderelbe beinahe zu einer Katastrophe gekommen. Das berichteten die Camp-Organisatoren am Dienstag, als sie – gut eine Woche nach Ende des Camps – eine erste Bilanz über die diversen Rechtsverstöße und Polizeiübergriffe zogen.

Der Vorfall ereignete sich am Abend des 20. August: Im Rahmen des Antira-Camps machten sich Teilnehmer eines Workshops zum Thema Dritte-Welt-Handel zu einer alternativen Hafenrundfahrt auf, den die „Hafengruppe Dritte Welt“ seit 25 Jahren durchführt. Die vollbesetzte Barkasse „Anita Ehlers“ wurde von Anfang an von einem Boot der Wasserschutzpolizei (Waschpo) begleitet. Als das Schiff in den Elbarm Köhlbrand Richtung Moorburg und Containerterminal Altenwerder einbog, seien zwei weitere Waschpo-Boote als Geleit aufgetaucht. Vor der Kattwyk-Brücke in Moorburg habe ein viertes quer liegendes Waschpo-Boot mit Blaulicht – aber ohne „Aufstoppaufforderung“ – die Fahrt gestoppt. Vermutlich, weil man befürchtete, die Teilnehmer wollten die Antira-Demonstranten unterstützen. Diese hatten zwei Stunden zuvor in einem Überraschungscoup den Bauplatz des geplanten Kohlekraftwerks Moorburg besetzt.

„In dieser Situation schoss plötzlich ein unbeladenes Binnentankschiff zwischen der vollbesetzten Barkasse und dem nächstgelegenen Streifboot von hinten kommend hindurch“, berichtet Reimer Dohrn von der Hafengruppe. „Der Abstand zwischen Barkassen und Tankschiff betrug nur lebensbedrohliche zwei Meter“, betont Dohrn. Wäre es zur Kollision gekommen, hätte es sicher Tote gegeben. „Wir kennen die Wasserschutzpolizei eigentlich ganz anders“, ergänzt Dohrn, „da muss richtig Druck von oben gekommen sein“.

Polizeisprecher Ralf Meyer kann den Vorfall nicht bestätigen: „Von einer Beinah-Kollision ist uns nichts bekannt.“ Reederei-Chef Klaus Ehlers hält dagegen: „Ich war zwar nicht dabei, aber mein Schipper hat davon berichtet.“

Bei der Camp-Bilanz sind weitere unschöne Ereignisse zutage gekommen. So berichtet Jens Gruschka vom ehrenamtlichen Sanitätsdienst Streetmedic Berlin, dass auch sie von der Polizei attackiert worden seien.

Obwohl sich Streetmedic-Leute durch „Sani-Outfit“ und Westen mit der Aufschrift „Sanitäter“ deutlich von Demonstranten abheben, sei ein Kollege, als er einen Verletzten bei der Demo gegen das Kraftwerk Moorburg versorgte, von einem Polizisten angegriffen worden. „Er bekam einen gezielten Schlag mit dem Schlagstock aufs Knie“, sagt Gruschka. Das Resultat: eine schmerzliche Verletzung. KVA

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