Ökonomen statt Optiker

Eine kleine Kopie des Weltwirtschaftsforums in Davos startet mit 300 Teilnehmern im holsteinischen Plön. Über die „internationale Denkfabrik“ freuen sich die Organisatoren. Gegner schimpfen über die „Festung des Neoliberalismus“

Am Mittwochabend verwandelt sich das Schloss im holsteinischen Plön: In eine „internationale Denkfabrik“, freuen sich Ökonomen und Landespolitik. In eine „Festung des Neoliberalismus“, erwidert ein Bündnis von Gegnern.

„Global Economic Symposium“ (GES) heißt die Veranstaltung, zu der sich rund 300 Fachleute aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft treffen und reden, reden, reden: über Klimawandel und Energiekrise, soziale Ungleichheit und Terrorismus, Globalisierung und alternde Gesellschaften.

Organisiert wird die Veranstaltung vom Kieler Weltwirtschaftsinstitut und dem Wirtschaftsministerium in Schleswig-Holstein, die als Hauptsponsor Brillenkönig Günther Fielmann gewinnen konnten. Er stellt unter anderem das Schloss zur Verfügung, das er 2001 gekauft und restauriert hat. In den Hallen und Seminarräumen, in denen sonst Jung-Optiker geschult und kulturelle Veranstaltungen abgehalten werden, geht es von Donnerstagmorgen bis Freitagnachmittag in Foren, Diskussionsrunden und Hintergrundgesprächen zur Sache.

Ziel soll kein reiner Meinungsaustausch sein, im Mittelpunkt steht immer die Frage: „Was ist zu tun?“ So steht es wenigstens in der Selbstdarstellung des Symposiums. Strategien sollen entwickelt und Ergebnisse überwacht werden. Die Ergebnisse der Tagung sollen der UNO, der OECD, der Weltbank und dem IWF zugleitet werden, sagt Dennis Snower, Präsident des Weltwirtschaftsinstituts.

Er verspricht sich von der Tagung, dass „Entscheidungsträger und Spitzenleute frei von politischen Hindernissen kreativ nachdenken können“. Zu den diesjährigen Teilnehmern zählen mehrere Nobelpreisträger, EU-Kommissare und Minister europäischer Staaten, Vertreter großer Firmen, der Weltbank und des IWF sowie die Botschafter der USA, Indiens, Brasiliens, Chinas, Russlands und Großbritanniens.

Die GES-Treffen sollen regelmäßig wiederholt werden und sich als fester Termin etablieren – Vergleiche mit dem Weltwirtschaftsforum in Davos hören Wirtschaftsminister Werner Marnette und Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (beide CDU) schon heute nicht ungern – auch wenn Carstensen versichert, GES solle keine Kopie des Davoser Forums werden.

Genau wie das große Vorbild zieht auch das GES Gegner an: Ein lokales Bündnis ruft für Freitag zu einer „antikapitalistischen Demo“ auf. Motto: „Wir zeigen Zähne“ und: „Kein ruhiges Hinterland“. Auftakt ist um 15 Uhr am Plöner Bahnhof. Wer den Fachleuten lieber drinnen beim Denken und Reden zuschauen möchte, kann das tun: Der Eintritt beträgt 1.500 Euro.

ESTHER GEIßLINGER