american pie
: Die Farben des Donners

In Seattle wird es keinen NBA-Basketball mehr geben. Investoren erzwingen den Umzug nach Oklahoma City

Dem NBA-kundigen Basketballfan wird bald regelmäßig der Ortsname Oklahoma City durch die Gehörgänge schallen. Genau dorthin, genauer gesagt, ins Ford Center, siedeln nämlich gerade die Seattle SuperSonics über.

Die Abwanderung der Sonics, die 1979 ihre einzige Meisterschaft feiern konnten und in den 90ern mit dem Trio Gary Payton, Shawn Kemp und Detlef Schrempf ein weiteres Hoch hatten, wurde ins Rollen gebracht, als Starbucks-Milliardär Howard Schultz 2006 sein langjähriges Eigentum an eine Investorengruppe aus Oklahoma City veräußerte. Die wiederum sagte zu, das Team in der Stadt im äußersten Nordwesten der USA zu belassen, wenn innerhalb der nächsten zwölf Monate ein Abkommen zum Bau einer neuen, größeren und damit gewinnträchtigeren Halle getroffen werden könne. Die angestammte Key-Arena war mit knapp 17.000 Plätzen die kleinste Halle aller 30 NBA-Teams. Die an die Stadt Seattle zu entrichtenden Mietkosten jedoch „untragbar“, so Schultz noch vor dem Verkauf.

Nach Vollzug des Geschäftes äußerte man vonseiten der Stadt die Hoffnung, die Sonics unabhängig vom Bau einer neuen Halle bis Mietende 2010 in Seattle halten zu können. Auch Clay Bennett, Chef der Investorengruppe, betonte: „Wir werden alles tun, dass die Sonics in Seattle bleiben.“ Bennett war schon die treibende Kraft, als die New Orleans Hornets 2005 infolge der Zerstörungen durch den Hurrikan „Katrina“ ihre Zelte zeitweise in Oklahoma City aufschlugen.

Von den anfänglichen Treueschwüren an die Stadt Seattle indes war bald nichts mehr zu hören. „Wenn ich gewusst hätte, wie sich Bennett und seine Gruppe verhalten würden, hätte ich das Team nicht verkauft“, gab der ehemalige Eigner Schultz erbost zu Protokoll. Der Kauf und angebliche Verbleib des Teams zogen eine ungeahnte Welle unangenehmer Enthüllungen nach sich. Bennet geriet ins Visier.

Das wurde spätestens dann deutlich, als im Zuge von Ermittlungen sein E-Mail-Verkehr mit anderen Mitgliedern der Investorengruppe öffentlich wurde. „Können wir die Sonics so schnell wie möglich hierherholen oder müssen wir eine weitere lahme Saison in Seattle ertragen?“, wurde er unter anderem von einem Geschäftspartner gefragt. Und dummerweise antwortete Bennett darauf mit: „Ich tue alles, was ich kann. Es geht gerade erst los.“

Trotz eines daraus resultierenden Ermittlungsverfahrens durch die NBA votierten im April dieses Jahres in der vorgeschriebenen Abstimmung die Chefs der restlichen 29 Teams mehrheitlich für den Umzug. Die Weichen waren also gestellt. Im Juli dann einigte man sich mit der Stadt Seattle auf eine Entschädigung von 45 Millionen Dollar.

Heute sollte eigentlich der neue Teamname bekannt gegeben werden. Doch weil ein Mitarbeiter der Fanartikelabteilung voreilig zum Fotoapparat gegriffen hatte, sind der voraussichtliche neue Name und das nur bedingt schicke Logo schon vorab ans kritische Licht der Fachöffentlichkeit gelangt. Die Equipe würde demnach künftig den Schriftzug „Thunder“ auf ihren Leibchen tragen – so war es auf einem kleinen, noch verpackten Basketball zu sehen.

„Unsere schlimmsten Erwartungen haben sich bestätigt“, war eine der wenig enthusiastischen Reaktionen in Fankreisen. „Was für Teamfarben spiegeln ‚Donner‘ wohl am besten wider? Und was für ein Maskottchen werden die wohl haben?“, fragt sich Marcel Mutoni vom Slam Magazine – und fügt an: „Was noch viel wichtiger ist: Wie wird der arme Tropf, der im Maskottchen drinsteckt, das Team wohl präsentieren?“

Nach einem wenig souveränen Umzug glänzt die Marketingabteilung nun mit holpriger PR-Arbeit. Nicht unbedingt ein perfekter Start im Mittleren Westen. DAVID DIGILI