männer kandidieren
: Die SPD und ihre Ziele

Die Frauenquote der SPD bezieht sich auf alle Ämter und Mandate. Sie gilt bundesweit seit 1988. Die Nominierung von Carsten Sieling als Kandidaten fürs Bundestags-Direktmandat zeigt: So ganz ernst wird das in Bremen nicht genommen.

KOMMENTAR VON BENNO SCHIRRMEISTER

Denn, wenn man es recht besieht, ist Sieling, wie schon sein Vorgänger, ein Mann, dessen Vorgänger wie dessen Vorgänger ein Mann war. Und auch in Bremerhaven klappt es seit 1949 mit der Gleichberechtigung nicht. Warum bloß?

Im Fall Sieling lässt sich sagen: Es war nicht gewollt. Man hat nicht gesucht, also nicht gefunden, und dass eine Frau jetzt noch ihre Ambitionen bekundet, ist durch die ungewöhnlich frühe Proklamation hintertrieben worden. Jetzt den Hut in den Ring zu werfen, hieße den Chef der Bürgerschaftsfraktion nebst seinen Unterstützern vom Landesvorsitzenden bis zum Bürgermeister und den Unterbezirksvorstand brüskieren. Wo doch die Partei schon bundesweit durch Personalquerelen nervt.

Aber dass die so breiten Raum einnehmen, liegt eben daran, dass Prinzipien und Inhalte der SPD so verwaschen wirken. Beispiel Geschlechtergerechtigkeit: Die gehört weiter zu den politischen Zielen der Sozialdemokraten. In Bremen aber ist es ganz klar ein nachgeordnetes.