Die SPD hat auch gute Frauen

Fraktionschef Sieling empfindet die Kandidatur für den Bundestag als „politische Herausforderung“. Und sagt: Bis zum 5. November können andere BewerberInnen ihren Hut in den Ring werfen

Von Klaus Wolschner

Hätte es auch eine Frau sein könne? Das ist die Frage, die nach der Entscheidung für den SPD-Fraktionsvorsitzenden Carsten Sieling als Bundestagskandidaten der SPD nicht nur die „Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen“ (ASF) stellt. „Es gibt doch einen Quotenbeschluss, der gilt für die Gesamtpartei“, sagt die ASF-Vorsitzende Annegret Ahlers. Die ASF hatte eine Kandidatin im Auge – die langjährige Bürgerschaftsabgeordnete Ulrike Hövelmann – wollte aber den Namen nicht parteiöffentlich nennen, um ihn nicht „vorzeitig zu verbrennen“. Dass Hövelmann jetzt noch antritt, darf man aber nach dem Votum des Unterbezirks-Vorstandes für Sieling getrost ausschließen – „dagegen kann man nicht viel tun“, sagt Ahlers.

Und wirft ihr Auge auf den nächsten Posten, der frei wird, wenn Sieling nach Berlin geht: der des SPD-Fraktionsvorsitzenden in der Bremischen Bürgerschaft. Die Abgeordnete Birgit Busch wäre da eine Kandidatin nach den Vorstellungen der ASF, „die weiß, wo es lang geht“, sagte Ahlers. Oder auch die Abgeordnete Uta Kummer. Aber diese Frage stellt sich erst nach der Bundestagswahl am 27. September 2009.

Zumindest eine andere mögliche Kandidatin für den Bundestagssitz hatte auch offiziell gegenüber dem UB-Vorstand ihr Interesse angemeldet: Cornelia Wiedemeyer, lange Jahre haushaltspolitische Sprecherin der Bremer SPD-Fraktion. Sie schied im vergangenen Jahr aus dem Parlament aus, weil SPD-Parlamentarier in der Regel nicht länger als zwölf Jahre Abgeordnete sein sollen und die Partei für sie wie für die Bildungspolitikerin Hövelmann keine Ausnahme machen wollte. Wiedemeyer hatte bei der letzten Bundestagswahl den Listenplatz zwei hinter Volker Kröning auf der Landesliste. Sie war am Mittwoch von dem UB-Vorsitzenden Peter Kruse angerufen und gefragt worden, ob sie auch gegen Sieling antreten wolle. Da hat sie abgewunken – Platz zwei der Liste sei ja auch nicht schlecht, meinte Wiedemeyer.

Nichts spricht gegen eine Frau als Bundestags-Direktkandidatin im Wahlkreis Bremen I, sagt Peter Kruse, der zuständige UB-Chef. Man habe mit mehreren Frauen gesprochen, da seien „einige, die ich mir gut vorstellen kann“. Die hätten aber abgewunken aus privaten oder beruflichen Gründen – oder eben nachdem der Name Sieling fiel. Der habe seine Kandidatur im UB-Vorstand erklärt, der UB-Vorstand habe das begrüßt – ohne sich damit aber auf diesen Kandidaten festzulegen.

Carsten Sieling selbst findet es eine „große Herausforderung“, den Wahlkreis wieder für die SPD zu gewinnen und in Berlin für die SPD Politik machen zu können. Seit 1995 sitzt er in der bremischen Bürgerschaft, vorher war er bei der Arbeiterkammer beschäftigt. Spekulationen, dass er eventuell als Bürgermeister nach Bremen zurückkehren würde, wischt wer beiseite: „Wir haben einen guten Bürgermeister und der wird es auch noch lange machen.“ Er will „ein starkes Bein“ in Bremen als seinem Wahlkreis halten, aber sich doch auf die Berliner Arbeit konzentrieren. Die Quotierung, betont Sieling, sei ihm „immer wichtig“ gewesen, 50 Prozent in der SPD-Fraktion seien Frauen.

Auch für die Landesliste zur Bundestagswahl gilt die Quotierung– nicht allerdings für die Aufstellung des (einen) Direktkandidaten in den beiden Wahlkreisen. So war es bei der letzten Bundestagswahl so, dass der Direktkandidat des Wahlkreises „Bremen II“, Uwe Beckmeyer, erst auf Platz drei der Landesliste stand, Platz zwei hatte Cornelia Wiedmeyer inne. Die Stimmen für die SPD reichten aber nur für zwei Plätze und in beiden Wahlkreisen gewannen die SPD-Direktkandidaten, so dass Platz zwei nicht zum Zuge kam.

Es gebe sicher politisch erfahrene und „gute Frauen“ in der Bremer SPD, sagt Sieling, die könnten sich bis zum 5.11. noch bewerben um den Platz der Direktkandidatur im „Wahlkreis Bremen I“.