„Das heißt nicht, dass nun alles gut wird“

Die verbleibende Zeit muss für einen Optionenvergleich genutzt werden, sagt Ursula Kleber vom Verein „AufpASSEn“

URSULA KLEBER ist Sprecherin des Vereins „AufpASSEn“, der aus mehreren Bürgerinitiativen hervorging.

taz: Frau Kleber, das Bundesamt für Strahlenschutz ist künftig Betreiber der Asse, das Endlager wird nach dem Atomrecht behandelt. Wird nun alles gut?

Ursula Kleber: Ich bin froh, dass die Asse unter das Atomrecht gestellt und damit auch formal als das behandelt wird, was sie ist: nämlich ein atomares Endlager. Damit ist tatsächlich eine Forderung der Bürgerinitiativen erfüllt. Das heißt aber nicht, dass nun alles gut wird. Dafür sind die Probleme viel zu groß.

Das Problem ist vor allem der Müll, oder?

Es muss sofort eine nachvollziehbare und glaubhafte Inventur gemacht werden. Nur gucken, ob die Lieferscheine richtig in die Asse-Datenbank übertragen worden sind, reicht nicht. Außerdem scheint die bisherige Definition von hoch-, mittel- und schwach- radioaktivem Müll sehr unklar. Das sagt nichts über das tatsächliche Gefahrenpotenzial aus. Die neue Inventarisierung muss nach anderen Kategorien erfolgen.

Welche Forderungen haben Sie noch an den neuen Betreiber?

Das verbleibende Zeitfenster muss genutzt werden, um das Bergwerk zu stabilisieren und nach der sichersten Schließungsmethode zu suchen – das ist der von uns seit Jahren geforderte ergebnisoffene Optionenvergleich. Gabriels Ansage, nach der bis Ende des Jahres ein Schließungskonzept beschlossen werden soll, lehne ich ab.

Der von Ihnen vorgeschlagene Optionenvergleich beinhaltet auch die Möglichkeit, die Fässer oder einen Teil davon zurückzuholen. Die Tonnen sind teilweise geplatzt. Ist eine Rückholung überhaupt realistisch?

Wir verlangen einen ernsthaften ergebnisoffenen Optionenvergleich. Ob darin dann eine gesamte Rückholung oder eine mehr oder weniger umfangreiche Teilrückholung enthalten ist, wird sich zeigen. Sollte das Konzept Flutung, nach dem ja bisher gearbeitet wurde, nicht ganz schnell von Tisch sein, werde ich mich für eine Klage aussprechen.

Ein Vorwurf an das Helmholtz Zentrum war auch die Heimlichtuerei und das Vertuschen von Fakten.

Ich erwarte vom BfS einen offeneren Umgang mit den Problemen. Die Öffentlichkeit muss stärker eingebunden werden. Konkret wünsche ich mir schnell eine erste Infoveranstaltung des neuen Betreibers, bei der alle Fakten auf den Tisch kommen, dann regelmäßig weitere Veranstaltungen zur Vorbereitung des Planfeststellungsverfahrens.

INTERVIEW: REIMAR PAUL