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: „Ich lebe nicht mit Mustertapeten“

Tapetenwechsel: Von Waldow macht aus Wandschmuck kritische Kunst

taz: Herr von Waldow, sind Sie häufig umgezogen und haben Sie viele Wohnzimmer tapeziert?

Wolf von Waldow:

Ich bin nicht viel umgezogen und ich lebe auch nicht mit gemusterten Tapeten. Dafür fing ich mich erst an zu interessieren, nachdem ich die Wand im Schwimmbad des Le Royal Meridien mit der Schablonentechnik gestaltet habe.

Was macht eine Tapete zur Kunst?

Ich finde an ihr das Thema Flächenornament und die gleiche Wiederholung von Strukturen interessant. Das ist etwas, was ich auch in unserer Zeit in kritischer Weise ziemlich viel sehe: Durch die ganze Vernetzung und Globalisierung gleichen sich die Dinge immer mehr an.

Wandteppiche dienen aus Ihrer Sicht also der Globalisierungskritik?

Einerseits ja, denn da steckt das Thema Netze und Netzwerke drin. Andererseits will ich das nicht unbedingt alles bewerten.

Halten Sie eine Ihrer Tapeten für ganz besonders gelungen?

Ja. Meine aufwendigste Arbeit „Völkerkunde“ setzt sich aus einem Aderngeflecht zusammen, an deren Schnittstellen ich Köpfe verschiedener Menschenrassen untergebracht habe. Damit konstatiere ich, dass die Menschen alle unterschiedlich gebaut sind. Indem ich aber alle im Motiv miteinander verbinde, versuche ich die willkürlichen Aufteilung durch die Wissenschaft ad absurdum zu führen. JNA

Ab 12 Uhr, Galerie Ruth Sachse, Sillemstraße 76

WOLF VON WALDOW, 46, ist Künstler