Kulturförderung

Die richtige Party

Das nennt man Hauptstadtpräsenz! Während Patrice Wagner, Geschäftsführer des KaDeWe, bei der Präsentation der ersten Montblanc-Uhr mit eigenem Kaliber die Hamburger Firma als echte „Manufakturmarke“ lobte, zeichnete sie gleichzeitig der Kulturkreis der deutschen Wirtschaft im BDI mit dem „Deutschen Kulturförderpreis 2008“ aus. Die Jury lobte am „Montblanc Corporate Volunteering Program“, dass die Beteiligung der Mitarbeiter „das entscheidende Element“ des „langfristig angelegten“ Kulturförderungsprojekts sei: „Es geht nicht um Massen und klotzige Summen.“

Als Kulturarbeiterin hätte ich eigentlich im Haus der Deutschen Wirtschaft in Berlin-Mitte die Kulturförderung weiterfördern sollen – unglücklicherweise erschienen mir aber die „klotzigen Summen“ abwechslungsreicher. 37.500,00 Euro legt man für den Montblanc Star Nicolas Rieussec Monopusher Chronographen hin, sofern man auf die Platinversion, von der es 25 Stück gibt, Wert legt. Der Trick des Chronographen ist es, dass man die Zeit anhalten und damit messen kann. Angeblich soll Nicolas Rieussec, der ihn 1821 erfand, leidenschaftlich in Pferdewetten engagiert gewesen sein. Ihm ging es wohl auch mehr um die klotzigen Summen – denen er jetzt zum Opfer fällt. Denn wenn man mehr über ihn erfahren möchte und dazu zeitgemäß Google zu Hilfe nimmt, dann stellt man fest: Außerhalb der Welt von Montblanc existiert dieser Mann nicht. Kein Wikipedia-Eintrag, nichts. Ist er womöglich ebenfalls eine Entwicklung des Hauses Montblanc? Immerhin, 28 Google-Seiten zur neuen Uhr und keine einzige zur Wissenschaft der Messung der Zeit zeigen, was die Welt wirklich begeistert. Ich war auf der richtigen Party. BRIGITTE WERNEBURG