Das Ziel bitte genau benennen

Immer mehr grüne Anleger wollen genau darüber Bescheid wissen, an welchem Ort ihr Geld landet. Was viele Bankkunden nicht wissen: Auch Bausparverträge oder Lebensversicherungen werden als grüne Varianten angeboten. Lediglich bei der Altersvorsorge sieht es mager aus

VON ANSGAR WARNER

„Das Geld arbeitet für mich“, sagen Anleger gerne, ohne genau zu wissen, ob sich ihr Kapital dabei in guter oder schlechter Gesellschaft befindet. Doch wer bei „Wertorientierung“ auch an soziale und ökologische Aspekte denkt, muss sein Geld längst nicht mehr unter der Matratze verstecken. „Nachhaltige Geldanlagen gibt es heutzutage in fast jeder Produktgruppe, von Fonds über Mandate bis hin zu Zertifikaten. Ebenso breit ist das Spektrum der Anleger: Neben privaten Anlegern investieren auch institutionelle Investoren in nachhaltige Finanzprodukte“, bestätigt Walter Kahlenborn vom Forum Nachhaltige Geldanlagen e. V.

Die Deutschen mögen vielleicht noch kein Volk von Aktionären sein, viele interessieren sich aber dafür, direkt in die Zukunftstechnologien im Umweltbereich zu investieren: „In Deutschland ist der Private-Equity-Bereich traditionell sehr stark, vor allem bei Windkraft und Solarenergie. Lange Zeit hat dieses Segment den Bereich nachhaltige Geldanlagen dominiert“, so Kahlenborn.

Immer mehr grüne Anleger wollen allerdings genau darüber Bescheid wissen, an welchem Ort ihr Geld landet. Für sie gibt es Anbieter wie zum Beispiel die Windwärts Energie GmbH, die Projekte in den Bereichen Windkraft, Photovoltaik und seit neuestem auch Biogas entwickelt. Das Hannoveraner Unternehmen bewirbt neben Fondsanteilen auch die sogenannten Genussrechte: „Bei Genussrechten stellt ein Anleger einem Unternehmen Kapital zur Verfügung. Im Gegenzug verpflichtet sich das Unternehmen zur Zahlung einer Verzinsung, die oft deutlich über der von normalen Spareinlagen liegt“, so Björn Dosdall, bei Windwärts zuständig für Konzeption und Vertrieb der Kapitalanlagen. „Anleger müssen aber wissen, dass die Zinszahlungen und die Rückzahlung der Einlage direkt von einer erfolgreichen Unternehmensentwicklung abhängen.“ Interessant ist für Otto Normalanleger die im Vergleich zu anderen Investments niedrige Einstiegssumme: „Mit 1.000 Euro kann man bei uns mit dabei sein“, so Dosdall. Beliebt sind solche Beteiligungen gerade bei alternativen Energieprojekten im regionalen Umfeld: „Genussrechte haben viel mit Vertrauen in die Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens zu tun. Örtliche Nähe, aber auch gute Referenzen bieten die Möglichkeit, ein Unternehmen einzuschätzen. „Die ökonomische Rendite ist mittel- bis langfristig der herkömmlicher Geldanlagen vergleichbar. Ein Grund mehr, sich zu engagieren: „Schließlich hat man gleichzeitig eine deutlich höhere ökologische und soziale Rendite“, betont Dosdall.

Wer sich für geschlossene ökologische und ethische Investmentfonds interessiert, findet bei den „grünen“ Banken eine gute Anlaufstelle. Ob GLS Bank, Ethik- oder Umweltbank, die alternativen Finanzinstitute entwickeln eigene Projekte, vermitteln aber auch Anteile an prominenten Fonds wie etwa dem deutschen Ökoworld Ökovision Classic oder dem von der Schweizer Sarasin Gruppe aufgelegten OecoSar Portfolio und Sustainable Equity. Strenge Vergaberichtlinien schreiben etwa den Verzicht auf Staatsanleihen vor, wenn bestimmte Länder auf Atomenergie setzen, oder lehnen den Kauf von Aktien ab, wenn Unternehmen für ihre Mitarbeiter nicht die Mindeststandards der Internationalen Arbeitsorganisation einhalten.

Der einfachste Weg zur grünen Geldanlage für jedermann ist natürlich der Transfer von Spar- und Girokonto zu einer „grünen“ Bank. „Wer bei uns ein Konto eröffnet, wird damit sofort zum dunkelgrünen Bankkunden“, garantiert etwa Christof Lützel, Pressesprecher der GLS Bank. Zum Credo der seit den Siebzigerjahren aktiven Bank gehört: „Jeder von uns vergebene Kredit wird veröffentlicht.“ Im Kundenmagazin kann man tatsächlich mehrmals im Jahr nachlesen, wo das angelegte Geld eingesetzt wird, ob etwa zur Unterstützung von alternativer Energie, sozialen Projekten oder der Ökolandwirtschaft.

Was viele Bankkunden noch gar nicht wissen: Auch Bausparverträge und Lebensversicherungen werden bereits als grünen Variante angeboten. Nur bei der Altersvorsorge besteht laut Walter Kahlenborn vom Forum Nachhaltige Geldanlagen e. V. noch einiger Nachholbedarf: „In Deutschland ist die Bedeutung nachhaltiger Geldanlagen bei der kapitalgedeckten Altersvorsorge nach wie vor gering. In anderen Ländern, wie Großbritannien, den Niederlanden, Schweden, Belgien und Frankreich, fließen bereits seit Jahren mehrstellige Milliardenbeträge in nachhaltige Vorsorgeprodukte.“