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Besser spät als nie! Die Humboldt-Universität in Berlin übt Wiedergutmachung: Der 71-jährige Wolf Biermann erhält die Ehrendoktorwürde und zudem – mit 45 Jahren Verspätung – seine Diplomurkunde für Philosophie. Die HU hatte ihrem Studenten Biermann 1963 sein Diplom für Philosophie trotz erfolgreicher Prüfungen aus politischen Motiven vorenthalten. Die ganze Geschichte noch mal in Kürze: Der spätere Büchner-Preisträger Biermann studierte an der HU Politische Ökonomie und in den Jahren 1959 bis 1963 Philosophie sowie Mathematik. Zu dieser Zeit veröffentlichte er frühe Gedichte in DDR-Zeitungen. Als er mit Freunden 1961/62 ein altes Ostberliner Hinterhofkino zum „Berliner Arbeiter- und Studententheater“ ausbaute, wurde es bereits vor der Premiere geschlossen, ein erstes Auftrittsverbot für den Sänger und Dichter dauerte bis Juni 1963. Im selben Jahr wurde er aus der SED ausgeschlossen. 1976 verweigerte die DDR dem Protestsänger nach einer Tournee durch die Bundesrepublik die Wiedereinreise und bürgerte ihn aus. Biermanns Ausbürgerung löste eine große Protestwelle aus und wurde später von der SED auch als großer kulturpolitischer Fehler eingestanden. Die Philosophische Fakultät der Humboldt-Universität würdigt mit der Verleihung der Ehrendoktorwürde, die am 7. November überreicht wird, nun Biermanns „Leistung als Künstler, Lyriker und als Philosoph und Theoretiker der Ästhetik“. Im vergangenen Jahr war Biermann bereits Ehrenbürger Berlins geworden. Er plant mit seiner Familie eine Rückkehr von Hamburg in die Hauptstadt, wo er zu DDR-Zeiten in der Chausseestraße an der Ecke Friedrichstraße wohnte.