Big Brother fährt mit

betr.: „Servicegebühr ist Abzocke“, taz zwei vom 2. 9. 08

Diese „Gebühr“ von 2,50 Euro ist ein typischer Fall von Sand-in-die-Augen-Streuen. Es soll der Anschein erweckt werden, dass die nimmersatte Bahn ihre Kunden schröpft.

Der wahre Grund für diese Erhebung liegt darin, dass unser demokratisches Innenministerium gerne wissen möchte, wohin ich fahre, wenn ich fahre. Am Automaten muss ich mit der Scheckkarte bezahlen, und da steht ja alles drauf, was ein Innenminister wissen will. Und nicht ohne Grund erscheint an diesen Blechgesellen eine Schrift, die besagt: „Bargeld – Annahme zur Zeit nicht möglich“. Also denkt doch der unbedarfte Bahnkunde, da zahl ich doch gleich mit der Scheckkarte. Und ich, der nicht will, dass jemand weiß, wohin ich fahre, gehe zum Schalter und zahle 2,50 Euro zusätzlich zum Fahrpreis. Aber dann (nach dem 14. 12. 08) wird auch am Schalter das Barzahlen nicht möglich sein!

Wie aber komme ich dann an mein Ziel, ohne dass jeder Polizist weiß: Aha, der Jeschke fährt nach Altona. Und dann wird untersucht, welche terroristische Vereinigungen sich dort treffen, und ob ich vielleicht deren Anführer sein könnte. Dass ich zum Eisenbahn-Modellclub will, darauf kommt von denen keiner. Und die Befragung wird mir das auch nicht glauben. 1984? War die Reisefreiheit nicht mal irgendwie im Zusammenhang mit den Grundrechten unserer Demokratie? NORBERT JESCHKE, Mannheim